Aschheim:Das Geheimnis der Steine

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Auf dem Feld sollen einmal die Mobile Cubes stehen, doch zuvor sind die Archäologen am Werk. Sie fanden besonders geformte Steine. (Foto: ADP/oh)

Bei Bauarbeiten stoßen Experten auf interessante archäologische Funde. Sie belegen die Ausdehnung der Besiedlung in der Spätbronzezeit

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Die Gemeinde Aschheim, das lässt sich wohl so sagen, ist mit ihrer Geschichte eng verbunden. Manchmal liegt nur ein wenig Humus dazwischen - er trennt die Gegenwart von der reichen Vergangenheit des Ortes. In der Alpenstraße waren es etwa 30 Zentimeter, die Anja Pütz, Leiterin des Aschheimmuseums, und ihre Mitarbeiter abtragen mussten, bis sie auf archäologische Spuren stießen. Auf dem etwa 2200 Quadratmeter großen Baufeld soll in den kommenden Monaten eine Wohnanlage aus flexibel zusammensetzbaren Wohnelementen, den sogenannten Mobile Cubes eines Allgäuer Betonherstellers, entstehen. Bevor die Bauarbeiten beginnen konnten, waren jedoch in der geschichtsträchtigen Gemeinde zunächst die Archäologen an der Reihe - und sie wurden prompt fündig.

Pütz und ihre Kollegen förderten mehrere Fundstücke aus der Spätbronzezeit zu Tage. Zu den Funden, die um die 3000 Jahre alt sind, gehören sogenannte Pfostengruben, die einen Hinweis darauf geben, dass hier früher Häuser standen. Außerdem entdeckten die Forscher eine Erdvertiefung, in der sich typische Siedlungsreste wie Keramikscherben und Tierknochen fanden; eine Handwerkergrube, vermutet Pütz.

In dieser Grube fanden sich auch drei Stücke, die das besondere Interesse der Archäologin weckten: drei gleichgeformte, besonders harte Steine. "Das ist kein besonders spektakulärer Fund", sagt Pütz, "aber ein schönes Stück mehr". Wozu die Steine einmal gedient haben können, ist nicht klar, möglicherweise als Kochsteine oder zum Beschweren. Pütz ist sich aber sicher: Die Steine sind bewusst ausgesucht. Und das ist interessant, denn: "Es zeigt, dass die Leute hier offenbar auch in der Spätbronzezeit noch mit Steinen zu tun hatten. Sonst hat man in dieser Zeit eher schon mit Eisen experimentiert." Durch weitere Funde an anderer Stelle, hofft sie, wird die Bedeutung der Steine vielleicht irgendwann aufgeklärt werden.

Die Funde sind ein weiterer Puzzlestein für die Aschheimer Ortsgeschichte. Denn durch sie wird auch klar: Die Siedlung, die Archäologen bei früheren Grabungen rund um die Alpenstraße entdeckt hatten, setzte sich fort. "Wir führen alle Funde bei uns im Ort zu einer Karte zusammen", erklärt die Archäologin Pütz.

Diese ist in digitaler Form im Aschheimmuseum zu sehen. Dort lässt sich anschaulich erkennen, wie sich der Ort über verschiedene Epochen hinweg ausgedehnt und seine Form verändert hat. "Das Zusammensetzen der einzelnen Puzzleteile bringt oft die eigentliche Erkenntnis", sagt Pütz.

Da Aschheim zu den Orten mit der längsten Siedlungsgeschichte in der Region zählt - schon seit der frühen Bronzezeit, ab 2200 vor Christus, finden sich in Aschheim und Dornach größere besiedelte Flächen - werden bei Bauarbeiten regelmäßig Untersuchungen durchgeführt. Insbesondere südlich der Erdinger und Münchner Straße vermuten Experten, auf weitere interessante Funde zu stoßen. "Nördlich davon verlief früher die Moosgrenze", sagt Pütz; dort war der Untergrund lehmiger und eignete sich weniger zum Bauen. Südlich aber ließen sich schon vor vielen Jahrhunderten immer wieder Menschen nieder. Davon zeugen zum Beispiel auch keltische und römische Stücke, die im Museum ausgestellt sind.

Das Aschheimmuseum ist immer Montag und Mittwoch von 16 bis 19 Uhr, Dienstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 13 Uhr sowie jeden ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 und jeden dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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