Aschheim:Aschheim würfelt

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Die geplante Wohnanlage setzt sich aus einzelnen, mobilen Beton-"Cubes" zusammen. In jeder Einheit können zwei bis vier Personen wohnen. Entwurf: Sahner Architekten (Foto: Sahner Architekten)

Der Gemeinderat bekräftigt den Plan der Kommune, Flüchtlinge in kleinen Einheiten im Ort unterzubringen. An der Alpenstraße sollen dafür zwölf mobile Kuben aus Beton für bis zu 50 Personen entstehen. Die Bauform wäre ein Pilotprojekt

Von Irmengard Gnau, Aschheim

In Aschheim könnten Asylbewerber bald in einer neuen architektonischen Form unterkommen: in mobilen Betonwürfeln, die flexibel zu einer Wohnanlage zusammengesetzt werden können. Mit diesem Modell des Allgäuer Betonherstellers Concrete Rudolph, das als Pilotprojekt von einem Stuttgarter Architekturbüro umgesetzt werden soll, will Aschheim den nächsten Schritt machen, im Ort dezentrale Flüchtlingsunterkünfte zu errichten. Eine erste solche Anlage könnte noch in diesem Jahr an der Alpenstraße entstehen.

231 Flüchtlinge hat die Gemeinde nach den derzeitigen Prognosen des Landratsamts bis Ende des Jahres unterzubringen. Noch bis Ende Mai übertrifft die Kommune ihre Quote um ein Vielfaches - solange ist die Überbrückungsunterkunft am Einsteinring in Dornach in Betrieb, die mit bis zu 450 Plätzen auf das Aschheimer Kontingent angerechnet wird. Für die Zeit danach aber steht die Kommune in der Pflicht, weitere Unterkünfte zu schaffen, und sie will diese Aufgabe möglichst integrationsfreundlich lösen. Der Gemeinderat hat sich im Februar dazu bekannt, Asylbewerber dezentral unterzubringen, also mehreren kleineren Wohneinheiten den Vorzug vor einer großen Gemeinschaftsunterkunft zu geben. Als mögliche Standorte hatten die Gemeinderäte zwei gemeindeeigene Grundstücke favorisiert, welche die Verwaltung nun prüfen ließ.

Dabei stellte sich heraus, dass die ehemalige Squashhalle am Sportpark zunächst als Baugrund ausscheidet. Die Halle sei etwas in den Hintergrund gerückt, "weil wir mit der Abbruchfirma im Clinch liegen", erklärte Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) im Gemeinderat. Bei den Abbrucharbeiten sei es zu Unstimmigkeiten gekommen, aktuell stünden die Räder dort still. Es herrscht Verhandlungsbedarf. Somit rückt der zweite mögliche Standort in den Fokus: Nach Untersuchungen am verlängerten Herzogstandbogen befand die Verwaltung, am Besten geeignet für eine Unterkunft sei der Grund am Nordende der Alpenstraße neben dem Parkplatz für das Seniorenpflegeheim und unweit des Kindergartens.

Für den Standort spricht nach Darstellung der Verwaltung unter anderem die gegebene Erschließung und geringe Einwirkungen auf die umgebenden Gebäude. Wohnen sollen die Asylbewerber in Betonwürfeln, sogenannten "Mobile Cubes". Architekt Georg Sahner vom Architekturbüro Sahner aus Stuttgart stellte den Gemeinderäten die neu entwickelte Bebauung vor. Die Betonmodule verfügen über je 31 Quadratmeter Wohnfläche, auf der zwei bis vier Personen wohnen, essen und schlafen können; zu jeder Einheit gehören ein Balkon, ein Bad mit Nasszelle, Deckenheizung und eine Küchenzeile.

Die Besonderheit an der Konstruktion ist, dass sie nach Darstellung der Entwickler bis zu 50 Jahre Haltbarkeit verspricht und leicht umstellbar ist und somit später vielseitig wiederverwendet werden kann - in Aschheim zum Beispiel als Wohnraum für Erzieherinnen. Die Würfel seien binnen eines einzigen Tages montierbar und demontierbar, erklärte Architekt Sahner, hinzu kämen lediglich noch ein bis zwei Tage zum Verschweißen und Verfestigen der Elemente. Neben den Wohnkuben gibt es auch Treppen- und Büroelemente, die zu individuellen Anlagen miteinander kombiniert werden können.

Die Unterkunft in Aschheim an der Alpenstraße soll zwölf Wohnmodule umfassen, die zweistöckig angeordnet werden, hinzu kommen zwei Cubes mit Büro, Waschmaschinen und einem Gemeinschaftsraum. Eine genaue Kostenschätzung konnte der Architekt den Gemeinderäten noch nicht vorlegen, was Kritik fand, mit einem Betrag zwischen einer und zwei Millionen Euro müssen die Kommunalpolitiker aber wohl rechnen. Bürgermeister Glashauser warb darum, einen Entschluss zu fassen, um die Unterkünfte noch in diesem Jahr errichten zu können. "Wir wollen grundsätzlich etwas Hochwertiges schaffen", unterstrich Glashauser.

Das Gremium brachte die Mobile Cubes schließlich mit einem Grundsatzbeschluss auf den Weg, behielt sich aber weitere Entscheidungen noch vor. Für die Umsetzung will sich die Gemeinde der Baugesellschaft München-Land bedienen.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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