Aschheim:Anschluss für alle

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Die meisten Landkreiskommunen wollen gern möglichst bald ins System der Leihfahrräder einsteigen. Doch ein paar müssen wohl warten

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Manche Gemeinderäte vermitteln den Eindruck, als würden sie am liebsten gleich auf eines der silber-blauen Fahrräder springen, welche die Münchner Verkehrs-Gesellschaft (MVG) seit vergangenem Jahr im Stadtgebiet an mehr als 70 Stationen bereit hält. Einige Gemeinden könnten sich jedoch etwas gedulden müssen, bis der Traum vom Anschluss an den Öffentlichen Nahverkehr auf zwei Rädern wahr wird. Das Konzept, an dem der Landkreis und die MVG arbeiten, sieht vor, dass zunächst besonders erfolgsversprechende Standorte zum Zuge kommen sollen.

Welche Städte und Gemeinden als Pilotkommunen als erste mit Leihrädern versorgt werden, steht noch nicht endgültig fest. Besonders gute Aussichten dürften aber stadtnahe Orte oder solche mit U-Bahnanschluss haben, etwa die Würmtalgemeinden sowie die Uni-Standorte Garching und Planegg. Für Gemeinden wie Aschheim, die nur über einen S-Bahnanschluss verfügen, könnte es dauern, ehe die Radl kommen, sagte Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) kürzlich. Schade, sagt Ingrid Lenz-Aktas von der SPD, die sich sowohl im Aschheimer Gemeinderat als auch im Kreistag für das Projekt stark gemacht hat. Sie sagt aber auch: "Es ist wichtig und sinnvoll, dass wir ein ausgereiftes und einheitliches System bekommen."

Die Kommunen haben sich darauf geeinigt, in der Sache an einem Strang zu ziehen und mit der MVG und dem Landkreis gemeinsam ein übergreifendes Konzept zu erarbeiten. Damit beschäftigt man sich derzeit intensiv im Landratsamt; seit Mitte August ist ein eigens neu eingestellter Mitarbeiter für den Bereich E-Mobilität und intermodale Mobilität mit dem Schwerpunkt Leihräder befasst. Läuft alles gut, soll das Thema noch im Dezember im Kreistag auf die Tagesordnung kommen.

Zum weiteren Zeitplan heißt es aus dem Landratsamt, man gehe derzeit davon aus, dass Landkreise und Kommunen sowie die MVG als Betreiber des Systems bis Ende des ersten Quartals 2017 ein Stationskonzept erstellen. Dieses Konzept legt unter anderem fest, wo feste Leihstationen sinnvollerweise aufgestellt werden sollen oder ob in einigen Landkreiskommunen auch ein offeneres Rückgabesystem möglich ist, bei dem die Fahrräder - wie in der Münchner Innenstadt - innerhalb eines bestimmten Umkreises auch außerhalb der Stationen abgestellt werden können. Als Standorte für die Leihräder bieten sich übrigens nicht nur Bahnhöfe und zentrale Plätze an. Auch Unternehmen hätten bereits Interesse gezeigt, berichtet zum Beispiel Ulrich Hilberer, Leiter des Umweltamts in Ismaning. Etwa am Gewerbegebiet Agrob zwischen Unterföhring und Ismaning könnten sich Firmen, Mitarbeiter und Gemeinde eine Leihstation gut vorstellen. Kein Problem, heißt es aus dem Landratsamt.

Sind die planerischen Überlegungen getroffen, müssen sich MVG, Kreis und Gemeinden über die Kosten einig werden. Eine Station mit 15 Rädern kostet etwa 40 000 Euro. Der Kreis hat für das Leihrad-Projekt Zuschüsse beim Bundesumweltministerium beantragt; gleichwohl müssen die Gemeinden mit Kosten rechnen, bei den Betriebskosten etwa dürfte den Erfahrungen aus der Landeshauptstadt zufolge ein Defizit anfallen. Jede Kommune muss daher für sich entscheiden, ob sich das Konzept für sie lohnt. Hat eine Kommune dann die nötigen Beschlüsse gefasst, kann die MVG die Räder und Stationen bestellen. Dies könne, heißt es aus dem Landratsamt, bis zu sechs Monate dauern. "Wir gehen daher derzeit davon aus, dass wir ab September/Oktober 2017 weitere Stationen aufstellen", sagt Sprecherin Franziska Herr.

In Aschheim tröstet man sich mit der Hoffnung, dann im zweiten Schwung ganz vorn dabei zu sein. "In der Idealvorstellung gehören wir zu den ersten Leihrad-Gemeinden nach der Pilotphase", sagt Lenz-Aktas.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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