Ärger für Bahn-Anbieter:Rekordstrafe für Verspätungen

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Verspätete Züge, verdreckte Waggons, ausgefallene S-Bahnen: Die Bahnanbieter in Bayern stehen wegen zahlreicher Mängel am Pranger. Jetzt müssen die Unternehmen bluten.

Marco Völklein

Verspätete Züge, ausgefallene S-Bahnen, verdreckte Waggons - wegen zahlreicher Mängel hat der Freistaat gegen die in Bayern tätigen Schienenverkehrsunternehmen im Jahr 2010 eine Rekordstrafe von etwa 24 Millionen Euro verhängt - fast doppelt so viel wie im Jahr 2009 (damals betrugen die Strafzahlungen 12,5 Millionen Euro).

S-Bahn in Trudering: Gegen die in Bayern tätigen Schienenverkehrsunternehmen wurde wegen zahlreicher Mängel eine Rekordstrafe verhängt. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Jahr 2008 lag der Wert bei acht Millionen Euro. Ein Großteil der Strafe muss die Deutsche Bahn tragen, die 84 Prozent der Nahverkehrszüge in Bayern betreibt; darunter auch das Netz der Münchner S-Bahn, das mit 20 Millionen Zugkilometern das umfangreichste Einzelangebot im Schienennahverkehr des Freistaats darstellt.

Die Strafen hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) verhängt, die die Nahverkehrszüge in Bayern bestellt und bezahlt. Denn nur ein Drittel der Kosten lassen sich mit den Fahrgeldeinnahmen decken; den Rest bezahlt der Freistaat, der dafür wiederum Mittel aus dem Bundeshaushalt erhält. In den Verträgen mit den Verkehrsunternehmen legt die BEG fest, dass sie Strafen, sogenannte "Pönale" kassiert, wenn die Betreiber zuvor festgelegte Werte etwa bei der Pünktlichkeit nicht erreichen. Zudem sind verdeckte Tester unterwegs, die beispielsweise die Sauberkeit prüfen.

Gerade bei der Pünktlichkeit schnitten die Anbieter, vor allem die Bahn, im vergangenen Jahr schlecht ab: So lagen die Pünktlichkeitswerte der Münchner S-Bahn im Dezember auf "einem absoluten Tiefpunkt", so die BEG. Der Wert sackte deutlich unter 50 Prozent.

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Auch im Januar und im Februar 2010 hatte die Münchner S-Bahn wegen des Winterwetters mit Verspätungen zu kämpfen. Mehrfach hatte sich Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) bei der Bahn beschwert, weil viele Züge unpünktlich fuhren. Auch am gestrigen Montag musste die Bahn wieder ein Notprogramm fahren, weil am Ostbahnhof ein Signal gestört war.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die BEG etwas mehr als drei Viertel der Strafsumme, etwa 17 Millionen Euro, verhängt hat, weil die Pünktlichkeitswerte nicht eingehalten wurden. "Die Summe hat sich gegenüber 2009 mehr als verdoppelt", sagte BEG-Chef Fritz Czeschka. Wie viel davon auf die Münchner S-Bahn entfiel, sagte er nicht. "Das ist uns aus vertraglichen Gründen untersagt." Auch genaue Angaben zur Pünktlichkeit der einzelnen Anbieter gibt die BEG nicht heraus.

Was Thomas Mütze, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, als einen "Mangel an Transparenz" kritisiert. "Es wäre gut zu wissen, wer genau wann und wo gepatzt hat", sagt Mütze. Nur so könne man den politischen Druck auf die Anbieter erhöhen, insbesondere auf den größten Wettbewerber, die Bahn. Denn angesichts der Strafen "ist der Schmerz bei der Bahn offenbar noch nicht groß genug, um etwas zu ändern", schimpft der Landtagsabgeordnete. Ähnlich argumentieren Fahrgastverbände.

Die BEG will die Strafgelder verwenden, um die Qualität auf der Schiene zu erhöhen. So sollen im Bereich der Münchner S-Bahn unter anderem auf der Linie S7 die Signaltechnik und die Gleisanlagen erneuert werden, damit die Züge - insbesondere in Kurven - schneller fahren können. Zudem sind an den Haltestellen Hackerbrücke, Donnersberger Brücke und Laim laut BEG neue Signale geplant, um die Züge dort schneller abfertigen zu können.

© SZ vom 01.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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