Abba-Tribute-Night:Die im Wolf-Ferrari-Haus tanzen

Abba-Tribute-Night: Mussten nicht nur stimmlich und textlich auf der Höhe sein, sondern sich natürlich auch des öfteren während des Abends in neue, auffällige Outfits kleiden: Helena Hellquvist als Anna-Frid und Eszter Végvári als Agnetha zeigten sich sämtlichen Herausforderungen aber gewachsen.

Mussten nicht nur stimmlich und textlich auf der Höhe sein, sondern sich natürlich auch des öfteren während des Abends in neue, auffällige Outfits kleiden: Helena Hellquvist als Anna-Frid und Eszter Végvári als Agnetha zeigten sich sämtlichen Herausforderungen aber gewachsen.

(Foto: Claus Schunk)

Im Ottobrunner Kulturzentrum schafft es die siebenköpfige Waterloo-Band, das Publikum peu à peu von den Sitzen zu bewegen und Partystimmung entstehen zu lassen.

Von Udo Watter, Ottobrunn

Das Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn ist nicht gerade ein Tanztempel, in dem sich regelmäßig die Feierbiester aus der Region treffen. Kultur wird hier eher im Stillen und selbstverständlich im Sitzen genossen, der Festsaal, der bis zu 500 Besuchern Platz bietet, atmet bürgerhäuslich seriöses Ambiente. Am Samstag avanciert er freilich im Laufe des Abends zur effektvoll illuminierten Kulisse einer ungewöhnlich bewegungsfreudigen Masse.

Besonders eindrucksvoll war dies zu den Klängen des Lieds "Does your mother know?" zu beobachten: Da schossen peu à peu diverse Besuchergrüppchen wie Schwammerl aus dem Boden respektive von ihren Sitzen und bewegten sich mehr oder weniger ausgelassen zum treibend-rockigen Rhythmus des bekannten Abba-Songs - einem der wenigen aus der Feder von Benny Anderson und Björn Ulvaeus, bei denen der Lead-Gesang von der männlichen Stimme getragen wird.

Schon zu Beginn des zweiten Teils an diesem, der schwedischen Kultband gewidmeten Abend hatten es die beiden Sängerinnen Helena Hellquvist alias Anni-Frid und Eszter Végvári alias Agnetha geschafft, das im Durchschnitt nicht mehr ganz so junge und zunächst noch reserviertere Publikum zum Aufstehen zu animieren - bei "Lay all your love on me". Das ruhigere "Fernando" danach, bei dem Végvári mit ihrer klangschönen, schmelzbegabten Stimme durchaus ins Herz traf, genossen die meisten Besucher im schon lange ausverkauften Saal zwar wieder im Sitzen.

Generell freilich entledigten sich die Fans, von denen einige im passenden Outfit inklusive Schlaghosen erschienen waren, der im ersten Teil noch obwaltenden Zurückhaltung und ließen sich mitnehmen von der siebenköpfigen Waterloo-Band, die diese "Abba-Night - A Tribute Concert" gestaltete. Neben den beiden Sängerinnen, die nicht nur stimmlich überzeugten, sondern auch ihre Choreografien in weißen Plateauschuhen mit Eleganz und Synchronizität bewältigten, sorgten noch fünf Männer an Gitarre, Bass, Keyboards und Drums für den speziellen Abba-Sound, den sie - im Gegensatz zu vielen anderen Cover-Bands des schwedischen Erfolgsquartetts - live und quasi ohne Einspielungen inszenierten.

Das klang zwar nicht immer exakt so wie Abba, war aber musikalisch stets gekonnt und mitreißend. Wie man mit eingängigen Melodien, professioneller Bühnenpräsenz und guter Show das Publikum gewinnt, wussten eben nicht nur die vier Original-Schweden, sondern wissen auch ihre Cover-Musiker.

Schon der Beginn mit tief dröhnendem Bass, fast ein wenig an Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" gemahnend, war dramaturgisch effektvoll inszeniert, ohne dass es dazu großer Raffinesse bedurfte. Der profunde Einstieg mündete in "Waterloo" und "Mama Mia" - die Musikkomödie gleichen Namens mit Meryl Streep und Pierce Brosnan in den Hauptrollen hat 2008 sicher die weltweite Abba-Verehrung noch mal zusätzlich befeuert.

Es ist ja in gewisser Weise schon erstaunlich, dass solche Tribute-Konzerte gut 35 Jahre nach der Trennung der Band immer noch eine derartige Beliebtheit genießen. Auf der anderen Seite haben die unglaublich ausgetüftelten und als perfekter Pop arrangierten Musikproduktionen eine zeitlose Qualität. Der spezielle Abba-Sound inklusive Overdubbing und Wall-of-Sound-Arrangements, die Kunst, Worte und Textsilben mit dem Rhythmus der Melodie zu harmonisieren, hat eine immense Zahl an Pop-Klassikern gezeitigt.

Natürlich hat die Waterloo-Band, bei der neben den Sängerinnen vielleicht noch E-Gitarrist Thomas Götze und Schlagzeuger Stephan Preussner, der mitunter solistisch auffällig wurde, herausragten, vor allem auch diese gespielt: von "Dancing Queen" über "Money Money" "Gimme Gimme" bis zu "S.O.S". Schön aber, dass sie auch unbekanntere Stücke wie "People need love" - mit diesem Song trat Abba 1973 zum ersten Mal im deutschen Fernsehen bei Ilja Richters "Disco" in Erscheinung" - oder das rein instrumentale "Intermezzo No. I" präsentierten.

Choreografisch und stimmungsmäßig ein Höhepunkt war auch "Summer night City". Man hat ja Abba immer wieder vorgeworfen, nach relativ simplen Formeln und eingängig-gefällig zu komponieren, zudem auch oberflächliche Texte zu fabrizieren. Wer das am Ende stürmisch geforderte "The Winner takes it all" hörte, kann dies nicht unterstreichen. Für nicht wenige ist dieser Song eine der schönsten Pop-Balladen überhaupt, nicht zuletzt wegen des tiefgründigen Textes.

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