Stadt am Rand:Verbissener Revierkampf

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Über die Rückkehr des Bibers wird vor allem unter den Bauern im nördlichen Landkreis laut Klage geführt

Wie groß war die Freude. Als vor zwei Jahren am Isarkanal in Pullach ein Biberbau entdeckt wurde, begrüßte der damalige Bürgermeister frohgestimmt, dass sich nach mehr als 100 Jahren das Nagetier angesiedelt habe. Damit sei in den Isarauen wieder ein natürliches Gleichgewicht hergestellt worden. Das würde man im südlichen Landkreis wohl heute noch so unterschreiben. Im Norden sicher nicht. Dort häufen sich wieder einmal Klagen über die Biber.

Der Biber lässt keinen kalt. Sobald im Landkreis über die erst seit den frühen Neunzigerjahren wieder ansässige Spezies diskutiert wird, wird es emotional. Naturschützer schätzen den Baumeister für seine Biberburgen und -dämme, die in angestauten Wasserflächen Lebensräume für viele Arten schaffen. Er ist folglich in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie aufgeführt und gesetzlich streng geschützt. Wer Biber fängt, tötet oder deren Bauten zerstört, bekommt es direkt mit dem Strafrecht zu tun. Viele Fischer und Landwirte sehen allerdings in ihm einen Feind, der Schuld ist, wenn Grundstücke vernässen oder Uferränder abbrechen.

Anton Stürzer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, spricht folglich von einem "ganz großen Problem" im Raum Ismaning, Garching und Aschheim. Die Schäden seien immens, sagt er und beklagt, dass nach seinem Eindruck die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt seltener als etwa die Behörde in Freising Genehmigungen zur Entnahme von Bibern erteilt, wie es im Fachjargon heißt. Biber können dann gejagt oder gefangen und getötet werden. Jörg Spennemann, Abteilungsleiter Umwelt- und Verkehrsrecht im Landratsamt, zeigt sich offen für ein Gespräch mit den Landwirten. Dass sich die Praxis im Umgang mit dem Biber im Raum München von der in Freising unterscheidet, stellt er in Frage. Zudem gibt er zu bedenken, dass Naturschützer ein rigideres Vorgehen gegen den geschützten Biber gerichtlich anfechten könnten und damit in der Vergangenheit Erfolg gehabt hätten.

Peter Martin ist im Auftrag des Landkreises im nördlichen Landkreis als ehrenamtlicher Biberberater tätig. Er beobachtet die Entwicklung der Tiere, gleicht aus bei Konflikten und hilft bei Problemen. Er will nicht behaupten, dass Dinge bewusst aufgebauscht würden. Aber er habe erlebt, sagt er, dass sich Schäden als viel harmloser herausgestellt hätten als zunächst gesagt. 54 besetzte Biberreviere mit maximal sechs Tieren werden aktuell im Landkreis gezählt. Alleine zwölf davon befinden sich auf Ismaninger Gemeindegebiet.

© SZ vom 12.01.2016 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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