Landjungendfest auf dem ZLF:"Hier sind wir unter uns"

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Beim Landjugendfest des ZLF bandeln die Burschen mit den Madeln an - mittels blauer und roter Zahlenschilder. Statt Bier gibt es "Virgin Piña Colada", einen alkoholfreien Cocktail.

Lara Doktor

Das Zelt ist voll bis unter die Decke, auf den Bänken wird getanzt, rotgesichtige Bierfreunde prosten sich beim Trinken zu. Klar, die Wiesn, denkt man. Doch nicht ganz: Wir befinden uns auf dem Landjugendfest des Zentralen Landwirtschaftsfestes (ZLF), das auf der Theresienwiese direkt neben dem größten Volksfest der Welt seinen Platz hat.

Hier wird gefeiert wie auf der "richtigen" Wiesn: das Zentrale Landwirtschaftsfest. (Foto: Foto: Lara Doktor)

Den wesentlichen Unterschied zum Oktoberfest definiert eine Trachtengruppe aus Inngau: "Das sind einfach Bayern hier im Zelt, keine Preußen und Ausländer wie beim Oktoberfest", grölen sie. Und: "Hier sind wir unter uns!".

Markus, 20 Jahre alt, in Lederhosen und Gamsbarthut, erklärt die Gefühlslage der bayerischen Landjugend: "Wir pflegen unsere Heimat, die Tradition und das Brauchtum." Es sei ihnen eben sehr wichtig, unter Bayern zu feiern. Als interessant und bereichernd empfindet er den Kontakt mit Ausländern beim Oktoberfest weniger: "Ich brauch' das nicht."

Währenddessen spielt die Band englischsprachige Hits: "Summer of '69" und "Twist and Shout". Zwischen den Liedern animiert der Sänger sein Publikum mit "Zickezackezickezacke"-Rufen, die Landjugend antwortet ihm mit "Hoihoihoi".

Um miteinander in Kontakt zu kommen, brauchen die Jugendlichen vom Land anscheinend ein Flirtspiel. Am Eingang werden für Männlein blaue Zahlenschilder verteilt, für Frauen rote. Finden sich Mann und Frau mit identischen Nummern, bekommen sie an der Milchbar einen "Virgin Piña Colada", einen alkoholfreien Cocktail.

Casting für den Jungbäuerinnen-Kalender

Und während die Landjugend versucht, mittels Nummernspiel miteinander in Kontakt zu kommen, drücken sich an einer Fotowand einige hübsche Mädchen herum. Sie werden fotografiert. Auch Elisabeth, die noch etwas verhalten vor der Heuballen-Tapete steht. Sie versucht zu posieren. Lacht, als wäre es ihr etwas unangenehm.

"Ich stand hier einfach so rum", sagt sie schüchtern. Wenn Elisabeth Glück hat, wird sie heute Abend eine der Auserwählten sein, die 2010 in den erotischen Jungbäuerinnenkalendar kommt. Johann Aßbichler vom Jungbauernverband Oberbayern steht in voller Trachtenmontur neben dem improvisierten Fotostudio, er kümmert sich um die Fotos der Bewerberinnen. Ganz wichtig für das Auswahlkriterium: Die Kandidatinnen müssen einen Bezug zur Landwirtschaft haben.

So wie Elisabeth, deren Eltern einen Hof haben. "Modepuppen sollen es keine sein", erklärt Aßbichler, und fügt hinzu: "Als Mann sollte man sehen, dass man was zum Hinlagen hätte."

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