Landgericht Landshut:Haft für die Cucina-Bande

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Vater, Mutter und Sohn zu Gefängnisstrafen verurteilt

Von Peter Becker, Landshut/München

Vier Mitglieder eines Einbrecherbande aus Kroatien sind an diesem Mittwoch am Landshuter Landgericht zu Haftstrafen verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen schweren Bandendiebstahl vor. Der Anführer, ein 38-jähriges Familienoberhaupt, muss ebenso wie seine 40-jährige Frau für drei Jahre ins Gefängnis. Sein 22-jähriger Sohn wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Eine 52-jährige Angeklagte erhielt eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren wegen Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl.

Die Urteile kamen nach einer Verständigung zwischen ihren Verteidigern sowie der Staatsanwaltschaft und der Jugendkammer unter dem Vorsitz von Richter Theo Ziegler zustande. Die Angeklagten hatten die ihnen vorgeworfenen Taten eingeräumt und dadurch das Verfahren erheblich abgekürzt. Ursprünglich waren zehn Verhandlungstage angesetzt. Jetzt war der Prozess nach zwei Tagen beendet.

Angeblich sollen die Mitglieder der Bande allein in München im Jahr 2016 mehr als 100 Einbrüche begangen haben. Davon war in Landshut nicht die Rede. Die zehn angeklagten Bandendiebstähle, die in Landshut verhandelt wurden, hatten sich allesamt in Norddeutschland zugetragen. Die Verteidiger kritisierten in ihren Plädoyers, dass ihre Mandanten, die der Volksgruppe der Roma angehören, durch verschiedene Medien vorverurteilt worden waren. Ihrer Darstellung nach sei es nicht wahr, dass diese an Münchner Einbrüchen beteiligt gewesen waren. Von den Vorwürfen seien nur zehn Einbrüche mit einem Schaden von 8500 Euro übrig geblieben.

Drei der Angeklagten - der 38-jährige Anführer, seine Frau und sein Sohn - waren über ein Auslieferungsgesuch der deutschen Polizei nach Deutschland überstellt worden. Sie kamen am Münchner Flughafen an, der zum Zuständigkeitsbereich des Landshuter Landgerichts gehört. Dessen Jugendkammer befasste sich mit den Bandendiebstählen, weil der Sohn des Bandenchefs zum Tatzeitpunkt noch Jugendlicher war.

Auf die Spur kamen die Ermittler den Einbrechern durch einen Einbruch in ein Mehrfamilienhaus im Lehel, in dem ein Münchner Sternekoch wohnt. Daher rührt der Name der Münchner Ermittlergruppe: "Cucina". Die Polizei nahm dort drei Einbrecherinnen fest. Durch Auswertung ihrer Mobiltelefone kamen die Ermittler der Einbrecherbande auf die Spur, deren Hintermänner in einem Vorort von Zagreb saßen. Einer von ihnen ist laut Jugendkammer der 38-jährige Angeklagte. Er verwaltete das Vermögen, während seine 40-jährige Frau und sein Sohn den Kontakt zu den jungen Frauen hielt, die europaweit auf Einbruchstour geschickt worden waren. Die 52-jährige stellte ihre Wohnung in Gelsenkirchen Bandenmitgliedern zur Verfügung.

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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