Laimer Bürgerversammlung:Seilbahn statt Trambahn

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Westtangente, Verlängerung der U 5, zugeparkte Gehsteige, enge Radwege: Der Verkehr ist, wie immer, ein Thema

Von Andrea Schlaier, Laim

Es soll ein Abend der Großprojekte werden und irgendwie passt es da ganz gut, dass erst einmal einige kräftig anpacken müssen, ehe die Laimer Bürgerversammlung am Dienstagabend mit einer Viertelstunde Verspätung starten kann: Denn zu den 333 aufgestellten Stühlen in der Turnhalle der Georg-Büchner-Realschule muss man noch etliche dazu schieben. Die Diskussion um die Bebauung an der Mitterhoferstraße 7 hat den großen Zulauf gefördert. Aber etwa auch die Verlängerung der U5 nach Pasing oder die Tram-Westtangente durch die Fürstenrieder Straße, die das Viertel die nächsten Jahre gehörig in die Zange nehmen werden. "Sie werden mit der Bauerei erheblich Dreck und Probleme erleben", prognostiziert eingangs denn auch der Laimer Bezirksausschuss-Vorsitzende Josef Mögele (SPD). Aber auch eine jahrzehntelang ersehnte Wiederbelebung.

Auch wenn's ein bisschen kommerziell klinge: Am 29. November öffnet der Supermarkt im ehemaligen Kaufhaus Beck. "30 Jahre hatten wir das Thema in der Bürgerversammlung; jetzt sieht's tatsächlich so aus, als würde es bald losgehen." Der berüchtigtste Leerstand des Viertels hat nun in einer langen Reihe der Investoren augenscheinlich einen gefunden, der tatsächlich in der Lage war, das ehemalige Kaufhaus zu sanieren und damit eine klaffende städtebauliche Wunde an der Fürstenrieder Straße zu heilen. Stichpunktartig referiert Mögele außerdem, worauf sich seine Mitbürger in naher Zukunft auch einrichten müssen. "Der Beginn der zweiten S-Bahn-Stammstrecke ist jetzt im nördlichen S-Bahnhof-Bereich schon deutlich zu erkennen". 2019 fahren dann auch die Bagger auf, um unter dem Areal einen zweiten Tunnel, die Umweltverbundröhre für Tram, Busse, Fußgänger und Radfahrer in Angriff zu nehmen. Herausfordernd genug. Mehr oder weniger gleichzeitig wird dann auch der neue Abwasserkanal zwischen Laimer Kreisel und Knie verlegt. "Bissl bled, dass alles zusammenkommt", räsoniert Mögele. Es sei natürlich mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

Das nächste Megaprojekt, die Verlängerung der U 5 nach Pasing, sei für ihn sehr erfreulich. Leider müssten deshalb sehr viele Bäume gefällt werden, "aber", so Mögele, "das Baureferat hat uns versichert, das so umweltverträglich wie nur möglich zu machen". Wohl erst ab 2022/23 wird's dann auch dreckig an der Fürstenrieder Straße. Nach aktuellen Plänen sollen in den Jahren die Bauarbeiten für die Tram-Westtangente beginnen. Die Umgestaltung des Willibaldplatzes habe man ihm ebenfalls für 2019 angekündigt, nur: "Wir haben noch keine Pläne." Verena Dietl, SPD-Stadträtin und Bezirksausschuss-Mitglied, die den Abend leitet, übergibt schließlich denen die Versammlung, denen sie eigentlich gehört: den Bürgern.

Die warten in diesem Jahr mit durchaus originellen Vorschlägen auf. Ein eingefleischter Tram-West-Gegner sieht die Lösung des tosenden Verkehrs entlang der Fürstenrieder Straße in der Luft: "Eine Alternative zur Tram-West könnte eine Seilbahn sein." Die Stadt solle eine entsprechende Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. 8000 Menschen ließen sich hier pro Stunde transportieren. Das sei mit der Straßenbahn nicht möglich. Nur ganz knapp angenommen wird der Antrag eines Vorredners, der statt der Tram-Westtangente Elektrobusse eingesetzt haben will und dazu zum wiederholten Male eine detaillierte Stellungnahme der Stadt fordert, die bislang ausgeblieben sei.

Gleich zwei Antragsteller votieren für ein Verbot von privatem Feuerwerk an Silvester. Tiere und Menschen könnten dann durchatmen, der Feinstaub reduziere sich drastisch. Beide finden mehrheitlich Zuspruch im Auditorium. Durchgefallen ist dagegen der Vorschlag eines Laimers, die Gotthardstraße nach Beendigung der U 5-Verlängerung in eine 30er-Zone zu verwandeln. Ebenfalls nicht durchsetzen kann sich eine Bürgerin, die die doppelte Breite für Radwege zwischen S-Bahnhof und Ecke Fürstenrieder/Gotthardstraße vorschlägt.

Ein Bewohner der Reichsheimsiedlung nördlich der Senftenauerstraße setzt sich mit seinem Begehr mehrheitlich durch, dass hier die Gartenstadtsatzung erhalten, nicht massiv verdichtet, sondern eine familienfreundliche Siedlung weiterentwickelt wird. "Bitte", so appelliert er an die Vertreter der Stadt, "beziehen Sie die Eigentümer in die Planungen mit ein". Eine Seniorin wird ganz grundsätzlich: Dass sie den Gehweg mit geparkten Fahrzeugen teilen müsse, daran habe sie sich ja schon gewöhnt. Aber inzwischen sei es auf den Bürgersteigen so eng, dass sie die überhaupt nicht mehr nutzen könne und stattdessen auf die Straße ausweichen müsse. Der ruhende Verkehr solle doch häufiger von der Polizei überwacht werden. Dafür bekommt die Antragstellerin die Zustimmung der gesamten Versammlung.

Peter Gloël, Polizeichef der Inspektion Laim und Hadern, nickt ostentativ. Er hat bereits kurz zuvor über die Sicherheitslage im Viertel referiert und konstatiert: Sie sei in Laim "wahrlich gut". Aber: Wenngleich sich die Zahl der Wohnungseinbrüche auf dem Niveau von 2010 bewege (insgesamt 148) sei der Stadtteil nach wie vor "Attraktionsgebiet für Einbrecher". Die Bürger sollten sich nicht scheuen, die Polizei zu rufen, wenn sie Verdächtiges beobachteten. "Wählen Sie lieber einmal zu oft die 110."

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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