Laim:Wenn Not am Mann ist

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Ziel des neuen Laimer Vereins "Dein Nachbar" ist es, mit Hilfe von Ehrenamtlichen ein Unterstützungsnetzwerk zu gründen. Hintergrund ist die sich verändernde Altersstruktur im Viertel

Von Andrea schlaier, Laim

Die Laimer gehören bereits heute zu den betagten Münchnern. Dem Demografiebericht der Stadt zufolge verstärkt sich diese Entwicklung noch: Bis 2030 wohnen im 25. Bezirk mit 44,1 Jahren im Mittel die durchschnittlich ältesten Bewohner. Das ist ein Grund, warum sich Thomas Oeben hier mit seinem neuen Verein "Dein Nachbar" ansiedelt, der nun eigene Räume an der Agnes-Bernauer-Straße 90 bezogen hat. Zentrale Idee ist, mit Hilfe von Ehrenamtlichen ein Unterstützungsnetzwerk zu gründen - es geht um haushaltsnahe Dienstleistungen ebenso wie um Entlastung pflegender Angehöriger, Betreuung Demenzkranker oder Haus- und Gartenarbeiten. Wenn es in Laim funktioniert, will Betriebswirt Oeben das Modell auch bundesweit umsetzen.

Das Prinzip, das Oeben mittlerweile auch im Bezirksausschuss Laim vorgestellt hat, basiert darauf, Ehrenamtliche in ein Versorgungssystem innerhalb des lokale Umfelds einzubinden. Sie sind diejenigen, die angefragte Hilfen in der Nachbarschaft leisten, und werden dabei von zwei professionellen Teilzeitkräften, einem Manager im Sozial- und Gesundheitswesen und einer Krankenschwester angeleitet.

Ein für die bundesweit immer älter werdende Gesellschaft angelegtes System, das sich durch den Einsatz von freiwilligen Kräften finanziert? Thomas Oeben spricht von einer Aufwandsentschädigung für die ehrenamtlichen Helfer: "Entweder eine monetäre Entschädigung von acht Euro pro Stunde oder eine Entschädigung in Form von Punkten." Die Punkte wiederum könnten die Engagierten dann selbst gegen Dienstleistungen eintauschen. Mit dem Geld, das die Kunden pro Dienst zahle, sowie durch Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Fördergelder decke man die Kosten des gemeinnützigen, überkonfessionellen und überparteilichen Vereins. Dazu zähle die Vergütung für die beiden Hauptamtlichen ebenso wie die Finanzierung der Räumlichkeiten. Um das System "Dein Nachbar" weiträumiger anzulegen, erklärt Oeben, wolle man eine elektronische Struktur für Vermittlung und Abrechnung entwickeln. Dieser Bereich werde in eine Dienstleistungsgesellschaft ausgegliedert und ist, so Oeben, "gewinnorientiert ausgelegt".

Warum jemand, der bereits internatonal als Logistiker im Dienstleistungsbereich an leitender Stelle tätig war, einen Verein wie diesen gründet und ihm ehrenamtlich vorsitzt, erklärt Betriebswirt Thomas Oeben so: Er habe unter anderem in der humanitären Hilfe gearbeitet und sich zusammen mit ehemaligen Kollegen Gedanken gemacht, wie man auf die demografische Entwicklung und die damit einhergehende Versorgungsproblematik reagieren könne. "Dabei sind wir auf die Idee gekommen, dass wir mit den Erkenntnissen aus dem Dienstleistungs-Netzwerkmanagement einen Mehrwert zur Schaffung von effizienten Versorgungsstrukturen von Hilfsbedürftigen beitragen können."

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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