Laim:Weniger Rummel

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Unmissverständliche Botschaft: Die Bewohner dieses Hauses machen aus ihrer Meinung kein Geheimnis. (Foto: Andrea Schlaier)

Stadt verspricht, den Laimer Anger zu entlasten

Von Andrea Schlaier, Laim

Der Rummel war gewaltig. Hunderte strömten Ende Juni eine Woche lang auf den Laimer Anger, die Musik war auch außerhalb des Festzeltes deutlich zu vernehmen. Doch gegen das Stadtteilfest regte sich kein Widerstand, vielmehr gab's Applaus für das gute Kulturprogramm. Gequält fühlen sich Nachbarn entlang der Grünfläche an der Agnes-Bernauer-Straße seit einiger Zeit von ganz anderem: etwa den Märkten, deren Lautstärke, Angebot und auch von der enorm hohen Veranstaltungsdichte auf dem Anger in diesem Jahr. Sie haben, unterstützt vom Laimer Bezirksausschuss, Klage beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) geführt. Deren Mitarbeiter haben sich deshalb einen neuen Genehmigungskatalog ausgedacht.

"Wir haben erkannt, dass die Veranstaltungszahl auf dem Anger ganz stark in die Höhe gegangen ist", gesteht Christopher Habl vom KVR in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA). "Übers Jahr verteilt waren es diesmal 60 Tage. Das ist deutlich zu viel." In seinem Haus seien deshalb einige Beschwerden von Anliegern eingegangen. Die Kritik richte sich vor allem gegen die Veranstaltungshäufigkeit, vereinzelt auch gegen deren Dauer. "Und auch das Grillen mit Holz war ein Problem." Die Lage sei nicht mehr tolerabel.

Auf dem Dülferanger im Hasenbergl, so Habl, habe man ähnliche Probleme gehabt und die Situation mit Hilfe neuer Richtlinien deutlich verbessert. Das Instrumentarium ließe sich auch in Laim einsetzen: Zwischen zwei Events lägen dann grundsätzlich zwei freie Wochenenden. "Nach dem Prinzip kriegt man hier aufs Jahr 2015 gerechnet 50 Prozent der Veranstaltungen weg." Das Grillen mit Holzkohle wird nicht mehr genehmigt. "Außerdem kann man überlegen, ob man wegen der Livemusik nachsteuern muss." Bislang sei die bis 22 Uhr erlaubt. Wenn es von draußen zu laut rüberschallt, könnten Anwohner eine Lärmpegelmessung in der Wohnung veranlassen. "Das kann man beim Umweltreferat beantragen, und die Ergebnisse wären dann gerichtlich verwendbar."

Im Laimer BA haben sie das KVR umgehend beauftragt, die Regelung mit den zwei freien Wochenenden umzusetzen und das Grillen mit Holzkohle künftig nicht mehr zu erlauben. Doch alle Probleme waren damit nicht vom Tisch: "Es gibt zunehmendes Grummeln über die Dauer und Qualität der Märkte", führte SPD-Fraktionssprecherin Martha Mertens ins Feld.

Jutta Hofbauer (Grüne) erkundigte sich nach der Entscheidungskompetenz des BA: "Teilweise wurden Sachen vom KVR genehmigt, die wir als BA vorher abgelehnt hatten." Habl verwies darauf, dass Märkte mit einer Dauer bis 16 Tage nach der Gewerbeordnung der Stadt rechtlich privilegiert seien. Die Behörde könne kaum dagegen vorgehen. "Geschmacksfragen" könne sein Haus nicht festsetzen. Aber versprechen konnte er: "Der Alpenmarkt wird am Anger nicht mehr stattfinden." Der war wegen des als "beliebig" und "billig" geschmähten Angebots mit Kritik überzogen worden. Was die Macht der Stadtviertelpolitik angeht, machte Habl keine Hoffnung: "Sie haben nur ein Anhörungsrecht, kein Entscheidungsrecht: "Ein einfaches Nein des BA, ohne dass sonst was entgegensteht, reicht nicht, um die Veranstaltung zu verhindern."

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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