Laim:Warten auf den blauen Zug

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Unklare Aussichten: Wann die Infrastruktur für den Radverkehr um den Laimer S-Bahnhof ertüchtigt wird, ist noch offen. (Foto: Catherina Hess)

Langes Ringen um den richtigen Zeitpunkt: Damit sich die Planungen für die neue Tram-Westtangente nicht verzögern, stellen die Laimer ihren Antrag auf ein flankierendes Radkonzept vorerst zurück

Von Andrea Schlaier, Laim

Es sollte die Gretchenfrage des Abends werden: Fordern die Laimer den Ausbau eines Radwegekonzeptes entlang der künftigen Tram-Westtangente, und zwar so, dass etwa Spurbreite und -Führung entlang der Fürstenrieder Straße aktuellen und auch künftigen Nutzerbedürfnissen entspricht? Oder halten sie einen entsprechenden Antrag zurück, bis das demnächst startende Planfeststellungsverfahren für die neue Linie vorliegt und melden sich erst dann konkret zu Wort? Um, so argumentierte im Bezirksausschuss allen voran Gremiumschef Josef Mögele (SPD), durch den Einwurf aus Laim nicht etwa den Fortlauf der Tram-Realisierung durch eine zusätzliche Planungsaufgabe zu verzögern. 2026, erklärte Gerd Reiß vom Planungsreferat in der Sitzung, soll der blaue Zug fünf Stadtviertel zwischen dem Romanplatz in Neuhausen und der Aidenbachstraße in Sendling verbinden.

Wenngleich die Grünen dem Abwarten nicht wirklich etwas abgewinnen konnten, votierten sie schließlich wie die Mehrheit des Gremiums (gegen zwei Stimmen aus der CSU) für die störungssicherere Variante: Die Tram soll in erster Linie schnellstmöglich realisiert werden, und Forderungen zur Ertüchtigung der flankierenden Rad-Infrastruktur dann nach der Wahl des neuen Bezirksausschusses aufs Gleis gesetzt werden. Vorausgegangen war der Abstimmung ein vor allem für die Grünen quälendes Ringen um den richtigen Verfahrensweg. Es gipfelte im frustrierten Ausruf ihrer Fraktionssprecherin Jutta Hofbauer: "Wenn wir jetzt nix machen, passiert auch nix, das garantier ich!"

Die Grünenfraktion hatten bereits zur vorangegangenen Sitzung den Antrag formuliert, auf eine "Anpassung des Fahrradwegekonzepts an die "aktuellen und voraussichtlichen zukünftigen Bedarfe des Radverkehrs". Sie verwies in ihrer Begründung auf den Entwurf für die Neubaustrecke der Tram-Westtangente von 2013, in der davon die Rede ist, dass die vorhandenen Fuß- und Radverbindungen "attraktiver und entsprechend den anerkannten Regeln der Technik ausgebildet werden. Die Querungsmöglichkeiten sind zu verbessern". Den vorliegenden Planungen sei zu entnehmen, dass die bisherige Breite der Radwege im Wesentlichen übernommen werden sollte, "nicht jedoch", kritisierten die Grünen, "dass es eine Verbesserung im Sinne einer Verbreiterung der Radwege oder an geeigneten Stellen im Sinne eines Zwei-Richtungs-Rad-Verkehrs" gebe. Und das, obwohl der Radverkehr seit Festlegung der Planungen erheblich zugenommen habe.

Die Trasse der Tram-West stelle auch für den Radverkehr eine wesentliche Verbindung zwischen dem Münchner Südwesten und dem S-Bahn-Halt Laim und weiter in den Münchner Nordwesten dar, argumentierten die Grünen weiter: "Es gibt keine Alternativrouten ohne Rechts- vor-links-Kreuzungen, die ein zügiges Vorankommen ermöglichen." Gerd Reiß vom städtischen Planungsreferat sagte, dass die Radwege auch nach dem Start des Planfeststellungsverfahrens nachträglich immer noch verändert werden könnten. "Die Fürstenrieder Straße können wir im Rahmen des Radentscheids noch mal anschauen."

Der Radentscheid ist verfahrenstechnisch eine andere Baustelle: Der Münchner Stadtrat hat sich bekanntermaßen Forderungen aus zwei Rad-Bürgerbegehren angeschlossen, deren Ziel es etwa war, breitere, deutlich zu erkennende Radwege und mehr Sicherheit für Biker zu schaffen. Auf einen anderen Verbesserungsvorschlag aus Laim wollte sich Reiß aus "Verfahrensgründen" nicht recht einlassen. Im Trassierungsbeschluss für die Tram ist festgehalten, dass im Zusammenhang mit der gerade entstehenden Umweltverbundröhre, durch die die West-Tram einmal fahren soll, ausschließlich weitere 100 Fahrradabstellplätze vorgesehen sind. "Das ist deutlich zu wenig, da muss nachgebessert werden", proklamierte für die SPD deren Sprecherin Martha Mertens. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte im Dezember bereits in einem Antrag ein flankierendes "Garagenbauwerk" mit überdachten, doppelstöckigen Stellplätzen gefordert. Schließlich rechne die Bahn damit, dass nach dem Komplettumbau des Laimer S-Bahnhof hier täglich 80 000 Fahrgäste unterwegs seien. "Wenn ich Platz hätte, würde ich das machen, den hab' ich aber nicht", hielt Reiß entgegen.

Renate Spannig (Grüne) erinnerte an die Aussage eines Bahn-Vertreters in der Dezember-Sitzung, der zufolge für eine solche Planung die Stadt an den ehemaligen Staatsbetrieb einzig einen entsprechenden Antrag stellen müsse. "Und jetzt sagen Sie, das gehe nicht!" Es brauche dafür, so der Vertreter des Planungsreferates, eben auch "Geld und eine Baugenehmigung". Vielleicht, regte Jutta Hofbauer an, könnte die Stadt dem BA Hilfestellung zum strategisch richtigen Prozedere geben, "wie wir es schaffen, dass unsere seit Jahren gestellten Anträge hier überhaupt berücksichtigt werden." Eine konkrete Antwort gab es auf die Frage nicht. Ausschusschef Josef Mögele bat aber darum, die schnelle Umsetzung der Tram-West-Planung zu befürworten, und wenn das in trockenen Tüchern ist, weitere Verbesserungen zu fordern. Und zu den Grünen: "Ich verstehe Ihre Unzufriedenheit, aber Sie müssen auch die Planungsablaufzeiten verstehen." Letztlich schwenkten auch sie "mit Bauchschmerzen" auf die allgemeine Linie ein - kommentiert von der grundsätzlichen Einlassung des grünen Verkehrsausschussvorsitzenden Daniel Haas: "Uns geht es nicht darum, etwas zu verzögern, sondern dass langfristiger gedacht wird."

© SZ vom 10.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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