Laim:Mit der Hand gemacht

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Jazz, Pop, Rock, Klassik und Volksmusik: Bis zum Sonntag verspricht die "Internale" als Festival der akustischen Musik auf der Kulturbühne Interim den Auftritt exzellenter Künstler unterschiedlichster Stilrichtungen

Von Andrea Schlaier, Laim

Es dauert zuweilen, bis sich herumspricht, dass sich einer was traut. An unerwartetem Ort, mit unerwartetem Konzept. Die Erfahrung hat man auch in Laim gemacht, wo vor fünf Jahren eine neue Reihe an den Start ging, die sich dem puren Klang verschrieben hat, sprich: der akustischen Musik. Wer hier auftritt, sollte den Strom an seiner Kunst vorbeifließen lassen, den Stecker aus den Instrumenten ziehen und auf die Bretter eines Hauses steigen, das von außen aussieht wie eine übrig gebliebene Nachkriegs-Baracke.

Die Kulturadresse am Laimer Anger hört auf den Namen "Interim" und daran lehnt sich auch der Name der viertägigen Veranstaltung an, die Internale. Wie es scheint, hat es nicht nur gedauert, bis sich das Publikum auf das Event-Format eingelassen hat. Auch die Veranstalter, das legt der Blick auf das aktuelle Programm nahe, haben gebraucht, um sich einzugrooven. So durchgängig hoch war das Niveau der Bands noch nie wie in diesem Jahr. Mehr noch: In den Sparten Jazz, Pop/ Rock, Klassik und Volksmusik treten von diesem Donnerstag, 17. November, bis Sonntag, 20. November, mitunter exzellente Exegeten ihres Faches an.

Auch das Ensemble "Kulturig" konnte für die Veranstaltung gewonnen werden. (Foto: Veranstalter/Brandl)

Vorne weg Micha Acher im Quartett. Der Weilheimer, Mit-Begründer von The Notwist - der Band, die vielen über Jahre als die kreativste und international tatsächlich erfolgreichste deutsche Indie-Band galt. Im Interim, sagt der Künstler, "spielen wir meine Kompositionen, die ich für diese Besetzung für diesen Abend, schreibe oder arrangiere." Die bewegt sich zwischen kammermusikalischem Jazz und Minimal-Pop. Acher (Trompete, Flügelhorn, Sopransaxofon), Jean Paul Brodbeck (Piano), Matthias Pichler (Bass) und Andi Haberl (Schlagzeug) gehören zu den funkelnden Hochkarätern der Reihe. Ihnen zur Seite gestellt haben die Internale-Macher am ersten, dem Jazz-Abend im Konzept, die Berliner Band Ladybird mit ihrer sehr persönlichen Tonsprache.

Das Prinzip Internale sieht an jedem der vier Veranstaltungsabende, die alle jeweils um 20 Uhr beginnen, ein anderes Genre vor. Nach dem Jazz zum Auftakt folgen bis Sonntag, Pop/Rock, Klassik und Volksmusik mit je zwei Gruppen. Hans Falter, Leiter der ehrenamtlich getragenen Kulturbühne Interim, und der Jazzmusiker Stefan Huber haben auch in diesem Jahr wieder die Künstler ausgewählt und eine vielseitige, im besten Sinne wilde Mischung arrangiert.

Die einzige Amateurgruppe kam auf Vorschlag des Bezirksausschusses Laim ins Programm. Sentilo Sono nennen sich die acht Münchner Jungs, die mit einer ungestümen Mixtur aus Ska, Punkrock und Reggae am Freitag den Laden beben lassen. Die musikalische Mitsprache der Stadtviertelpolitiker ist bei der Internale gesetzt, schließlich gäbe es das Event ohne das Gremium überhaupt nicht. Man habe, sagt Margit Meier (SPD) als Vorsitzende des Kulturausschusses, etwas "Besonderes" in der einstigen kulturellen Diaspora Laim bieten wollen und deshalb das Festival angeregt - mit dem Versprechen, es auch zu finanzieren. "Wir allein", sagt Interim-Chef Falter, "könnten so ein hochwertiges Angebot keinesfalls stemmen." Pro Abend kostet der Eintritt 20 Euro, die Festivalkarte gibt es für 50 Euro.

Am Freitag steht neben Sentilo Sono der junge Folk- und Pop-Liedermacher Paul Kowol unter dem Holztonnen-Gewölbe des Interim mit seiner viel gepriesenen trockenen Akustik. Am Klassik-Samstag erklingt unter anderem zeitgenössische Bläserkammermusik des Ensembles Simple music for five. Zu Gast ist außerdem das "Ensemble Amphion" mit Mozarts Schwanengesang als Streichquartett-Fassung.

Den Schluss macht am Sonntag die Volksmusik mit dem Munich Tango Ensemble und Heidi Wallisch-Schauer (Hackbrett) zusammen mit Alexander Maurer (Steirische Harmonika), die als Duo Kulturig eine ebenso puristische wie beseelte Neuinterpretation von Volksmusik wagen. Hans Falter verspricht: "Da geht was ab!"

"Internale - Festival der akustischen Musik", bis Sonntag, 20. November, jeweils 20 Uhr, Am Laimer Anger 2, Karten unter Telefon 54 662 951 oder im Internet: www.interim-kultur.de.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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