Laim:Es knirscht im Gebälk

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Das Dach von Bücherei und Volkshochschule an der Fürstenrieder Straße soll saniert werden. Die Lokalpolitiker erfuhren davon nichts, fordern nun aber im Zuge der Bauarbeiten einhellig eine Erweiterung

Von Andrea Schlaier, Laim

Die Feierlaune war Josef Mögele kurz vor dem großen Festakt abhanden gekommen. Die Räume der Stadtbibliothek in Laim waren da schon geschmückt, schließlich sollte andern Tags das Domizil an der Fürstenrieder Straße, in dem auch die Volkshochschule (VHS) ihren Sitz hat, ihr 30-Jähriges an der Adresse feiern. "Beiläufig hab ich erfahren, dass für das Haus eine Großinstandsetzung geplant sein soll; aber wir als Bezirksausschuss (BA) wissen davon überhaupt nichts. Das kann's nicht sein!" Dabei, so der Vorsitzende des Gremiums, gebe es fürs Viertel nicht nur Bedarf an Mitsprache, sondern auch an einer Aufstockung des Gebäudes.

Das hat der SPD-Politiker Mögele dann die Verantwortlichen von Münchner Stadtbibliothek und VHS innerhalb der großen Feierstunde auch direkt wissen lassen, verpackt ins eigene Grußwort. Inzwischen haben die Laimer Politiker auch einen entsprechenden Antrag ins Rathaus geschickt: Im Zusammenhang mit der Baumaßnahme solle geprüft werden, ob eine bauliche Erweiterung durchgeführt werden und eine "substanzielle Verbesserung des Angebots besonders auch mit Neuen Medien erfolgen kann".

Die Situation, heißt es im BA-Antrag, sei besonders kritisch, "weil die gesamte Lesehalle wegen Dachproblemen einer Großinstandsetzung unterzogen werden muss!" Bestätigen kann die geäußerte Befürchtung in dieser Ausprägung bislang keiner. Ausschließlich das Flachdach müsse saniert werden, weil es an verschiedenen Stellen undicht sei, erläutert Anke Buettner, Sprecherin der Stadtbibliothek München. Termin sei voraussichtlich Mai 2018; die Dauer der Arbeiten werde grob mit vier Monaten veranschlagt. Noch könne nicht gesagt werden, wie lange das Haus dafür geschlossen werden müsse, die entsprechenden Planungen laufen noch.

Was die Einbindung der Kommunalpolitiker angehe, verweist die Behörden-Vertreterin darauf, dass es sich bei Instandhaltungen um laufende Aufgaben der Verwaltung handle. "Sie sind klar abgegrenzt und in der Regel nicht Stadtrats- oder BA-relevant." Ein Sprecher des für die Arbeiten zuständigen Kommunalreferates will sich zur Sachlage nicht weiter äußern: Den Ausführungen der Kollegin von der Stadtbibliothek habe er "nichts hinzuzufügen".

Dass die Laimer BA-Mitglieder bei der Nachricht gleich so aufgeschreckt sind, hat damit zu tun, dass das Grundstück der Stadtbibliothek für sie äußerst belastet ist. Schließlich war hinter dem hoch aufragenden, weißen Block an der Fürstenrieder Straße 53 einst ein zweiter Bauabschnitt geplant, auf dem ein Bürger- und Kulturzentrum entstehen sollte. Daraus wurde bekanntermaßen nach jahrzehntelangem Ringen nichts.

Jetzt sieht man eine Chance, an der Adresse den Bedarf an Räumen für öffentliche Zwecke zu decken. "Durch die neuen großen Wohnungsbaumaßnahmen und die starke Verdichtung im gesamten Viertel sowie den Zuzug vieler neuer Mitbürger in Laim ", so der BA-Antrag, "ist es notwendig, das seit 30 Jahren bestehende Gebäude zu erweitern, um auch in Zukunft die sehr guten Angebote der Stadtbibliothek und der Volkshochschule in adäquater Weise und zukunftsfest für die Laimer Bürger zu erhalten". Man wolle mit dem "Initiativantrag" vermeiden, sagt Josef Mögele, "dass man jetzt eine halbe Million Euro in die Sanierung steckt und danach merkt, das ist Blödsinn, wir brauchen an der Stelle viel mehr". Er denke an eine Aufstockung des Gebäudes.

Der Idee kann man in der Chefetage der Münchner Stadtbibliothek einiges abgewinnen, wie Sprecherin Anke Buettner wissen lässt. Mit Blick auf die wachsende Stadt und stark veränderte Lebens- und Arbeitsbedingungen sehe man durchaus Erweiterungsbedarf. "Gerade so gut frequentierte Stadtteilbibliotheken wie Laim mit 200 000 Besuchern pro Jahr sind wichtige Kultur- und Bildungsorte: Sie sind hervorragend funktionierende Treffpunkte im Viertel für unterschiedlichste Menschen" und außerdem wichtige Partner für Kindertagesstätten, Schulen und Vereine.

Auch die Münchner Volkshochschule stellt sich hinter die Erweiterungsforderung des Laimer Bezirksausschusses, teilt Pressesprecherin Susanne Lößl mit: "Da die räumlichen Verhältnisse dort im Vergleich zu den neuen Stadtteilzentren eher beengt sind, die Raumauslastung erschöpft ist und der Stadtteil überproportional wächst, halten wir die politische Initiative für richtig."

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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