Laim:Auferstanden aus Ruinen

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"Ausdruckslos und beliebig": Der Entwurf der neuen Fassade für das ehemalige Kaufhaus Beck an der Fürstenrieder Straße stößt beim Bezirksausschuss auf wenig Begeisterung

Von Andrea Schlaier, Laim

Wie das halt so ist mit unliebsamen Begleitern: Jahrelang wendet man den Blick ab, kaum dass sie sich ins eigene Gesichtsfeld drängen. Sind die dann von einem Tag auf den anderen verschwunden, brechen die Augen unruhig nach links und rechts aus auf der Suche nach dem, was nicht mehr ist, gefühlt aber ein halbes Leben lang war. Es fehlt was.

Einigen Stadtviertelpolitikern geht es derzeit so mit dem ehemaligen Kaufhaus Beck an der Fürstenrieder Straße. Besser gesagt, mit dessen industriehafter Klinker-Fassade - noch ist sie da. Aber der neue Eigentümer, der Starnberger Projektentwickler Ehret + Klein, hat den Bauantrag für den Umbau des seit 1991 leer stehenden Kubus eingereicht, den man inzwischen auch im Bezirksausschuss (BA) Laim eingehend studiert hat. Das Antlitz des Sechzigerjahre-Baus präsentiert sich dabei nicht nur gestrafft, sondern ist, mit weißem Glanz und Glasbändern versehen, schlicht nicht mehr wiederzuerkennen.

"Man kann dazu stehen wie man will", kommentiert Anette Zöllner (CSU) als Vorsitzende des Bauausschusses den Anblick, "aber die Fassade hatte echten Wiedererkennungswert und hohe architektonische Qualität." Das Neue sei nun leider eine Lösung, die das genaue Gegenteil darstelle: eine glatte, weiße Putzfassade mit einfachen, multifunktionalen Fenstern. Die Kollegen und sie seien sich einig: "Die hier gewählte Formensprache mag zwar zweckmäßig sein, wirkt aber ausdruckslos und beliebig."

Das ist nach Meinung der Stadtviertelpolitiker gleichwohl der einzige wirkliche optische Makel der vorgelegten Pläne. Die Aufstockung des braunen Komplexes um ein viertes Obergeschoss, der Lückenschluss im Norden und Süden des Grundstücks zu den benachbarten Gebäuden und die Anpassung an deren Satteldächer wird lediglich zur Kenntnis genommen. Beim Umbau zum Gewerbe- und Geschäftshaus stören sich die BA-Vertreter dagegen an der geplanten Anlieferungsschneise unter anderem für den EdekaMarkt, der im Erdgeschoss und ersten Obergeschosses als Voll-Sortimenter Lebensmittel und Gebrauchsgüter anbieten wird. Die Lieferwagen müssten sich auf der Busspur oder gar in der Mitte der Fürstenrieder Straße aufstellen, um rückwärts auf das Gelände fahren zu können. Die Einhausung, so die Kritik, sei sehr knapp dimensioniert, was langwieriges Rangieren nach sich ziehen und andere Verkehrsteilnehmer behindern könnte. Eine geänderte Regelung sei deshalb "dringend erforderlich". Das habe der Ausschuss bereits im Vorbescheid vom Kreisverwaltungsreferat gefordert; eine entsprechende Reaktion sei bis heute ausgeblieben.

In den zwei Untergeschossen des neuen Hauses sind 99 Parkplätze vorgesehen. Auf den Stockwerken zwei bis vier sollen im Wesentlichen Büros und Gewerbe Platz finden. Mit "potenziellen Einzelmietern, darunter soziale und öffentliche Einrichtungen sowie Gewerbe unterschiedlicher Branchen", teilt eine Sprecherin von Ehret + Klein mit, fänden derzeit Gespräche statt. Der weitere Bauablauf hänge überdies davon ab, wann die Baugenehmigung vorliegt. Ursprünglich hatten Ehret + Klein bereits im Sommer 2016 mit dem Umbau loslegen wollen, damit die Laimer 2017 nach drei Jahrzehnten Stillstand wieder an der Fürstenrieder Straße 21 hätten einkaufen können. Doch der Ablauf hat sich verzögert. Und ob die Stadtviertelpolitiker mit ihrer Kritik an der Fassade noch etwas ausrichten können, bleibt offen.

Aus Alt mach Neu: Noch ist an dem Gebäude des ehemigen Kaufhauses Beck an der Fürstenrieder Straße in Laim eine Großbaustelle. (Foto: Catherina Hess)

Der Starnberger Projektentwickler als Eigentümer hat mittlerweile angekündigt, an dem verkehrsgünstigen Standort einen "neuen identitätsstiftenden Ort für das Stadtviertel" zu schaffen. Ob es jemals ein so markanter, wenn auch ungeliebter Begleiter wird wie der mittelbraune Funktionsbau, der nach den Plänen von Peter Miller Ende der Sechzigerjahre ein Zeugnis der Nachkriegsmoderne setzte, wird sich weisen.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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