Laim:Aufbegehren gegen Begehrlichkeiten

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Bebauungsbefürworter und -gegner lieferten sich am Baumschul-Zaun einen Plakat-Wettstreit, bis die Witterung die Aushänge beschädigte. (Foto: Isabel Bernstein/oh)

Eine Initiative hat 1600 Unterschriften gegen die Bebauung der städtischen Baumschule und des Landschaftsparks gesammelt. Unterstützung bekommen die Aktivisten vom Bezirksausschuss

Von Andrea Schlaier, Laim

Lange musste Monika Schwesinger nicht warten. Sie nahm auf einer Bank mitten in der städtischen Baumschule Platz, die unausgefüllten Listen in der Hand. "Jeden Fußgänger, der vorbeigekommen ist, habe ich angesprochen." Fast alle hätten unterschrieben und sich damit gegen eine Bebauung der städtischen Baumschule und des angrenzenden Landschaftsparks westlich der Laimer Willibaldstraße ausgesprochen.

Zweieinhalb Monate lang haben Monika Schwesinger und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter solche Listen auch in Laimer Läden ausgelegt und in der Nachbarschaft herumgereicht. Um ihr Engagement zu bündeln und weil sich gemeinsam erfolgreicher streiten lässt, schlossen sie sich schließlich zur Bürgerinitiative "Landschaftspark West" zusammen. Unterm Strich sollen mittlerweile 1600 Unterschriften zusammengekommen sein, die die Baumschul-Bewahrerinnen jetzt in der Sitzung des Laimer Bezirksausschusses dem Vorsitzenden Josef Mögele (SPD) überreichten.

Festgezurrt an einen Kirschbaum im Blumentopf baumelten Listen und Schreiben, als Monika Schwesinger und Mette Göppinger dem Gremiumschef Mögele ihre Ernte übergaben. Eigentlich hätten sie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die kräftige Pflanze überreichen wollen, zu ihm sei in der termindichten Wahlkampfzeit aber kein Durchkommen möglich, hieß es. Mögele solle deshalb als Überbringer ins Rathaus fungieren. Und diese Botschaft mitnehmen: Der grüne Zug, der sich von der städtischen Baumschule bei Laim bis nach Gräfelfing und zum Lochhamer Schlag zieht, werde von den Bürgern gebraucht - als Frischluftschneise, Abenteuerspielplatz für Kinder, Schlittenhügel, Erholungsgebiet, als Raum für Vögel, Insekten und Wildtiere, als "Anpflanzareal" für Blumen, Sträucher, Hecken, Wiesen und Felder. Eine Versiegelung sei deshalb tabu.

Bei Mögele und den BA-Mitgliedern rannte die Bürgerinitiative offene Türen ein. Nachdem vor über einem Jahr ruchbar geworden war, dass es Begehrlichkeiten der Stadt gebe, Teile des Grünzugs zu bebauen, forderte der Bezirksausschuss stattdessen die Schaffung eines Landschaftsparks Pasing-Laim-Blumenau-Hadern bis zur Gemeindegrenze nach Gräfelfing hin. Bei der Bürgerversammlung im November hat eine Vertreterin des Planungsreferates schließlich wissen lassen, dass für das Gebiet zurzeit kein Planungsauftrag vorliege. Der Stadtrat müsse letztlich entscheiden, wie man mit dem Gelände verfahre.

Mögele sicherte den Aktivistinnen die Unterstützung aus Laim zu: "Wir können nicht jeden Grashalm für die nächste Generation wegtun und nicht immer an der Stelle, wo es einfach ist, nachverdichten." Alle sehen das in Laim offensichtlich nicht so. Um die Weihnachtszeit war am Baumschulzaun ein Plakat-Wettbewerb entbrannt. Erst hatte die Schützer-Fraktion ihr Banner festgezurrt. "Hände weg von unserer Baumschule", dann hängte sich die Konkurrenz daneben: "Wohnungsbau: ökologisch und zu fairen Mieten. Wo, wenn nicht auf städtischem Grund und Boden?" Dann, darauf Bezug nehmend, wieder die Baumschul-Schützer. Inzwischen sind die Plakate vom Wind zerzaust, und es ist Ruhe eingekehrt.

Es ist nicht sicher, ob am Dienstag, 3. März, noch etwas hängt. Dann organisiert die Bürgerinitiative einen "politischen Spaziergang" durch die Baumschule. Begleitet wird die Gruppe von einem Vertreter des Bundes Naturschutz, der über das Gelände informiert. Treffpunkt ist um 16.30 Uhr am Eingang der Baumschule beim Abenteuerspielplatz Ecke Willibald-/Senftenauerstraße.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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