Laim:An den Rand gedrängt

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Im Zuge der Neugestaltung der Siedlung Alte Heimat muss das bestehende Alten- und Servicezentrum Laim am Kiem-Pauli-Weg weichen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Gegen eine Verlagerung des Alten- und Service-Zentrums Laim ins Zschokkeviertel wehrt sich der Bezirksausschuss wohl vergeblich. Die Forderung nach einer solchen Einrichtung in zentraler Lage hält er trotzdem aufrecht

Von Andrea Schlaier, Laim

Dass es in Laim eng hergeht, ist nicht neu. Dass auf dem wenigen Platz im Viertel immer häufiger der Ausbau der sozialen Infrastruktur hinter der Schaffung neuen Wohnraums zurückfällt, ist dagegen eine vergleichsweise aktuelle Entwicklung. Und die Folge, der sich bis in die letzten Ritzen ausdehnenden, weil wachsenden Stadtgesellschaft. Nachdem zuletzt im politischen Laim laut Klage geführt worden war, dass ein zweites Jugendzentrum nur im Erdgeschoss eines künftigen Wohnkomplexes mit spärlichem Grün vor der Tür unterkommen soll, nimmt der Bezirksausschuss jetzt die Bedürfnisse der Senioren in den Fokus.

Das bestehende Alten- und Service-Zentrum (ASZ) am Kiem-Pauli-Weg 22 muss im Zuge der Großsanierung samt Wohnungsneubauten in der Siedlung Alte Heimat weichen. Umziehen und als Großeinrichtung "ASZ plus" wieder auferstehen soll es ein paar hundert Meter weiter am östlichen Rand Laims - im künftigen Neubau-Quartier Westend-/Zschokkestraße, wo im Übrigen auch das zweite Jugendzentrum angesiedelt wird. "Unerreichbar" für ältere Menschen aus dem Westen Laims, schimpfen die Mitglieder des Bezirksausschusses die Pläne aus den städtischen Referaten.

Am 13. Dezember wird über eine entsprechende Vorlage im Sozialausschuss des Stadtrats entschieden. Das nehmen die Stadtviertelpolitiker zum Anlass, noch einmal ihre bereits mehrfach vorgetragene Fundamentalkritik am Standort zu äußern: "Seit Jahren ist völlig klar, dass man ein Alten- und Service-Zentrum im Laimer Kern braucht", argumentiert Vorsitzender Josef Mögele (SPD) in der Sitzung des Gremiums. Es sei schließlich das einzige im ganzen Viertel, und damit müsse es für alle älteren Laimer auch gut erreichbar sein. Dem werde die vorgesehene Lage an der Westend-/Zschokkestraße in keiner Weise gerecht, urteilt das gesamte Gremium seit einiger Zeit und fordert stattdessen ein ASZ plus in der Mitte des Bezirks.

Das Sozialreferat hat sich der Kritik vor einiger Zeit schon angenommen und, so wird in der Beschlussvorlage für den Stadtrat geschildert, das Kommunalreferat mit der Suche nach einem entsprechenden Alternativ-Grundstück beauftragt. Ergebnis: nix Passendes gefunden. Die Stadtviertelpolitiker schlugen daraufhin einzelne Gebiete vor, die sie sich vorstellen könnten, darunter das Areal Mathunistraße, Fürstenrieder Schule und Agnes-Bernauer-Straße 47 (bis vor kurzem Fläche des Bauernmarktes). Geht nicht, hieß es nach der Untersuchung der zuständigen städtischen Stellen. Hier werde jeder Quadratmeter für die Erweiterung des Schulstandorts und zusätzlicher Kinderbetreuungseinrichtungen gebraucht. Der Bereich Fürstenrieder Straße 76-78, wo die Stadtwerke ihre Trafostation stehen haben - Alexandra Gaßmann hat ihn in ihrer Funktion als CSU-Stadträtin vorgeschlagen -, sei ebenfalls nicht geeignet. Eine Verkleinerung beziehungsweise ein Rückbau von technischen Anlagen sei an der Stelle zugunsten eines Alten- und Service-Zentrums nicht möglich, da alle Einrichtungen für die Stromversorgung und die Versorgung der U-Bahn gebraucht werden.

Fazit aus Sicht des Sozialreferats: Das Areal eines neuen ASZ plus liege im Zschokke-Viertel zwar in Laimer Randlage, sei aber sowohl für die vielen älteren Bewohner der Alte-Heimat-Siedlung in direkter Nachbarschaft günstig gelegen, als auch für alle anderen Laimer Senioren gut erreichbar. U-Bahn, Tram und Bus halten hier praktisch vor der Tür, die Einrichtung liege neben dem künftigen zentralen Stadtplatz des Neubaugebiets, in unmittelbarer Nähe entsteht eine neue Grundschule, Mehrgenerationenangebote wie etwa Hausaufgabennachhilfe durch die Senioren oder Hilfe beim Einkaufen für die älteren Laimer seien damit gut möglich. Das Sozialreferat spricht in dem Zusammenhang von "generationsübergreifenden Aspekten" und "Synergiewirkung" Zudem könne hier mit insgesamt 860 Quadratmetern Geschossfläche ein ausreichend großzügiges Angebot geschaffen werden. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss seien zudem barrierefrei zugänglich. Die Lage und Größe des neuen Hauses ermögliche außerdem quartiersbezogene Kooperationen und Mehrfachnutzungen. Die Arbeiterwohlfahrt ist auch weiterhin als Betreiberin vorgesehen.

In Laim zieht man aus den Ausführungen zweierlei Schlüsse: Wenn die Stadt schon keine eigenen Flächen im Zentrum des Viertels habe, schlägt SPD-Fraktionssprecherin Martha Mertens vor, solle sie eben ein Areal kaufen. Komme das ASZ plus aber in den äußersten Laimer Osten, dann, so die Versammlung, wolle man ein zweites fordern für die Mitte des Bezirks. Ausschussmitglied Alexandra Gaßmann hat zusammen mit ihrem Kollegen Johann Sauerer für die CSU-Fraktion im Stadtrat inzwischen einen entsprechenden Antrag nachgeschoben. Argumentiert wird darin auch mit der Bevölkerungsprognose für Laim. Bis 2035 soll hier der Anteil der Bewohner über 65 Jahre bei knapp 20 Prozent liegen, überdurchschnittlich viel in der Stadt.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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