"La Fille mal gardée":Bayerisches Staatsballett tritt mit Shetland-Pony auf

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Pünktchens großer Auftritt: Claudia Binder führt das Pony, das Maria Shirinkina als Lise und Vittorio Alberton als Witwe Simone spazieren fährt. (Foto: Wilfried Hösl)

Der Neuzugang muss mit dem Lastenaufzug auf die Bühne gebracht werden. Und auch sonst ist Pünktchen ein wenig anders als die sonstigen dort engagierten Ballerinen.

Von Rita Argauer, München

Der jüngste Neuzugang des Bayerischen Staatsballetts wiegt ungefähr vier bis fünf Mal so viel wie die sonstigen dort engagierten Ballerinen. Und auch sonst ist Pünktchen ein wenig anders: Sie ist 14 oder 15 Jahre alt und lebt normalerweise auf einem Pferdehof in Daglfing. Doch in Frederick Ashtons Choreografie von "La Fille mal gardée" sorgt das Shetland-Pony nun für den nötigen Lokalkolorit der ländlichen Szenen. Am Ende des ersten Akts wird es eine Kutsche samt der Protagonistin Lise und deren Mutter Simone über die Bühne ziehen.

Tiere im Theater sind immer etwas Besonderes. Schlicht, weil sie als nicht rationale Wesen recht unberechenbar sind und per se mit dem Duktus sämtlicher Theater-Aufführungen brechen. Sie verhalten sie sich auch auf der Bühne so, wie es ihre Instinkte vorgeben. Und das birgt bei einem 200 Kilogramm schweren Tier auch ein gewisses Risiko. Immerhin hätte Pünktchen die Kraft, einfach mal mit dem Wagen samt Ballerina auf dem Wagen durchzugehen und, die Kulissen missachtend, von der Bühne zu traben.

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Doch Pünktchen hat bereits Theatererfahrung. Und außerdem eine ausgesprochen liebevolle Begleiterin. Claudia Binder, die in Pünktchens Stall, dem Hof der Familie Hatzold, arbeitet, führt das Pony, das auch schon 2012 im Prinzregententheater in der gleichen Rolle auf der Bühne stand, während seines Auftritts. Vor der ersten Hauptprobe kümmert sich Binder hinter der Bühne um das Tier. Sie streichelt es, spricht mit ihm, während die Tänzer eintrudeln und ihre neue Kollegin erstaunt bis amüsiert begrüßen.

Kurz zuvor ist die knapp schulterhohe Pünktchen über den Lastenaufzug im Bühnenbereich angekommen. Die Logistik, ein Pferd auf die Bühne zu bekommen, ist bei einem so großen Haus wie der Bayerischen Staatsoper erstaunlich unkompliziert. Normalerweise werden die Kulissen in riesigen Containern angeliefert, die auch von der Straße auf die Bühne transportiert werden müssen. Und Pünktchen ist gegen diese Lkw-Aufsätze richtiggehend zierlich.

"Das Wichtigste ist, dass es dem Tier gut geht", sagt Susanne Ullmann vom Staatsballett - denn man wolle hier weder Tiere quälen, noch das Risiko erhöhen, dass Pünktchen Panik bekomme und Schaden anrichte. Auf dem Hof der Familie Hatzold hat Pünktchen jedoch auch im Alltag viel mit Kindergruppen zu tun und wird bei therapeutischen Reitstunden eingesetzt. Wenn es um Pferde auf der Bühne der Staatsoper geht, wendet man sich traditionell an die Familie Hatzold. Sie stellte den Schimmel in "Don Giovanni" und auch schon Schnucki, Pünktchens Vorgängerin in "La Fille mal gardée" im Jahr 1994. Doch nicht jedes Tier macht das Theater mit. 2012 sollte ein anderes Pony die Rolle in "La Fille mal gardée" im Prinzregententheater übernehmen. Doch dieses, Fips ist sein Name, rebellierte. Pünktchen sprang damals ein und meisterte ihre Aufgabe so gelassen, dass sie nun ein zweites Mal engagiert wurde.

La Fille mal gardée , Di., 24. Jan., 19.30 Uhr, und weitere Termine, Nationaltheater, Max-Joseph-Platz 2

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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