KZ-Außenlager Allach:Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie

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Häftlinge und Kriegsgefangene: Die Menschen kamen aus insgesamt 18 Nationen. Sie mussten Flugzeugmotoren herstellen und unter katastrophalen Bedingungen Bauarbeiten leisten.

München braucht Wohnungen. Auf dem Grundstück an der Granatstraße 12 werden welche entstehen. Zuvor aber musste geklärt werden, was sich im Boden des ehemaligen Außenlagers des KZ Dachau befindet. Seit Frühjahr 1943 mussten Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau in Unternehmen der Luftrüstung Zwangsarbeit leisten, in Allach etwa 5000 Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus der Sowjetunion für die Firma BMW und die Organisation Todt. Die Menschen kamen aus insgesamt 18 Nationen. Sie mussten Flugzeugmotoren herstellen und unter katastrophalen Bedingungen Bauarbeiten leisten.

Der Stadtteilhistoriker Klaus Mai vermutete auf dem Gelände Massengräber. Es ging aber nicht nur um mögliche Gräber, sondern auch um die Reste von Gebäuden des KZ-Außenlagers. Im Frühjahr 2016 begann die archäologische Untersuchung des Geländes unter der wissenschaftlichen Betreuung des Landesamtes für Denkmalschutz. Massengräber fanden die Forscher jedoch nicht. Aber sie wurden im nordöstlichen Teil des Grundstücks fündig: zwölf vollständig erhaltene Skelette und einzelne Gebeine, die in einer anthropologischen In-situ-Befundung dokumentiert wurden. Für eine forensische Untersuchung seien DNA-Proben entnommen worden, das Landeskriminalamt ist eingeschaltet. Auf dem Areal war 1950 der KZ-Friedhof Karlsfeld errichtet worden. Die Grundlage für die Grabungen des letzten Abschnitts war eine 1950 erstellte Kartierung von 111 Grabstellen. Bei den hier Bestatteten handelt es sich unter anderem um Opfer einer Typhus-Epidemie nach der Befreiung der Häftlinge. 1955 wurden diese exhumiert und auf dem KZ-Friedhof auf dem Leitenberg in Dachau erneut bestattet. Der KZ-Friedhof Karlsfeld wurde aufgelöst. Die zwölf Menschen, deren Skelette geborgen wurden, waren sorgfältig begraben. Die Experten folgern daraus, dass die Exhumierung 1955 nicht vollumfänglich vollzogen wurde. Auch bauliche Reste des Lagers wurden freigelegt und Reste von Alltagsgegenständen wie Geschirr und Kleidung geborgen und konserviert.

Im KZ-Außenlager Allach war auch Max Mannheimer, Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees und Vorsitzender der Lagergemeinschaft. Mannheimer, der am 23. September 2016 im Alter von 96 Jahren gestorben ist, hatte unermüdlich für eine Gedenkstätte auf dem Areal des ehemaligen Außenlagers geworben.

© SZ vom 24.01.2018 / hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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