Kurse und Konzert:Aus der Stube in die weite Welt

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Das erste deutsche Hackbrett-Online-Festival öffnet den Horizont im Klöppeln und zeigt, was es auf diesem trapezförmigen Feld mit den Schlägeln so alles zu behacken gibt.

Von Michael Zirnstein

Wo ein Hackbrett steht, ist Stubenmusik nicht weit. So sind es viele gewohnt. Aber für Komalé Akakpo klingt das Saiteninstrument noch viel weiter, hinaus in die Ferne und die Zukunft. "Es ist ein weites, noch recht unbearbeitetes Feld", sagt der Münchner. Was es auf diesem trapezförmigen Feld mit den Schlägeln so alles zu behacken gibt, zeigen er und andere hochrangige Dozenten nun zwei Tage lang beim ersten deutschen Hackbrett-Online-Festival in zahlreichen Workshops, Jams und Konzerten.

Als er in der Nähe von Augsburg aufwuchs, hatte Akakpo kaum Kontakt zur bayerischen Volksmusik, wohl aber begleitete seine Lehrerin den Musikunterricht oft mit dem Hackbrett. Und im Radio fielen ihm Rudi Zapfs geklöppelte Ausflüge zu den Musiken der Welt ins Ohr. Dieser obertonreiche Sound mit dem langen Nachhall faszinierte ihn so, dass er mit 14 Jahren die Blockflöte gegen das Hackbrett eintauschte, zu dem sich dann auch prima singen ließ. Akakpo studierte Hackbrett an der Münchner Musikhochschule, er spielte mit den Münchner Symphonikern und ging mit dem französischen Ensemble Le Parlemant des Musique, dem polnischen Arte dei Sunatori und als Solist auf Konzertreisen. Mit der "einzigen Stubenmusik-Jazz-Pop-Boyband", dem Lanzinger Trio, hat er gerade das vierte Album "Hanoi" veröffentlicht, ansonsten spielte er französische Barockmusik ebenso wie Filmmusik und neue Musik - und in all diesen Gebieten klingt das Hackbrett nicht nach Kachelofenbankerl, sondern aufregend und exotisch.

Seinen Hackbrett-Horizont kann nun jeder beim Festival erweitern, das Akakpo und Carmen Amrein organisieren. Inspiration gibt es zum Beispiel beim kostenlosen Live-Jam zum Finale am Sonntag, 28. Februar, 20 Uhr, bei dem alle zu Hause mitklöppeln können; oder im Stream-Konzert am Samstag, 20 Uhr, von "Trapezkünstlern" wie der Mozarteum-Lehrerin Heide Wallisch-Schaurer im Latin-Jazz-Duo Lila House oder Lisa Schöttl, die mit einem Theorbe-Spieler Musik des 18. Jahrhunderts interpretiert. 30 Video-Kurse bringen dann die Teilnehmer - bisher sind 80 von den USA bis Belgien angemeldet - ins Spiel: Absolute Anfänger können ganz ohne Noten Rhythmen oder einfache Improvisationen ausprobieren. Lehrer oder wettbewerbserfahrene Jugendliche sezieren in den Masterclasses Stücke, lernen "Irische Ornamentation" oder die Pizzicato-Zupftechnik auf dem italienischen Ur-Brett Salterio. Und speziell für "Zuagroaste, Preissn" und andere Unkundige gibt Komalé Akakpo auch einen Workshop für die "Basics Bayerischer Volksmusik".

Hackbrett-Online-Festival , Sa./So., 28./29. Feb., hackbrettfestival.de, Telefon: 97 34 79 07, Anmeldung: info@hackbrettfestival.com

© SZ vom 24.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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