Kunstareal Maxvorstadt:Erstes Bürgergutachten liegt vor

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Als zu lieblos gestaltet empfinden die Gutachter die Grün- und Freiflächen zwischen den Pinakotheken. (Foto: N/A)

Mehr Werbung, mehr Leben, mehr Parkplätze: Die Liste der Vorschläge zur Umgestaltung des Kunstareals ist lang. 100 Bürger haben erstmals ein Gutachten erarbeitet. Das neue Mitmach-Instrument könnte auch bei anderen Bauvorhaben eingesetzt werden.

Von Alfred Dürr

Schönere Frei- und Grünflächen, eine bessere Anbindung an die Umgebung, mehr Orientierung im Quartier, ein einziges Ticket für alle Museen - das sind die wichtigsten Forderungen des sogenannten Bürgergutachtens zur weiteren Entwicklung des Kunstareals in der Maxvorstadt. Mehr als 100 repräsentativ ausgewählte Bürger aus der gesamten Stadt und der Region hatten sich Ende vergangenen Jahres an vier Tagen getroffen und unter Anleitung der Gesellschaft für Bürgergutachten Gedanken über das Viertel gemacht. Ihre umfangreiche Materialsammlung liegt nun vor.

Es ist eine besondere Premiere. Mit einem in der Stadt bisher einmaligen Verfahren soll das Viertel mit seinen Museen, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Galerien ein besseres Erscheinungsbild bekommen. Das Kunstareal sei eine Schatzkammer der Stadt, die noch nicht angemessen entdeckt werden könne, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Aber nicht nur Fachleute aus der Welt der Museen, der Architektur, der Stadtplanung, der Politik und Verwaltung sollten sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Ohne die Bürger könne man nicht planen und handeln.

Für die, die an dem Bürgergutachten mitgearbeitet haben, betreffen die beiden wichtigsten Punkte die gute Erreichbarkeit des Museumsquartiers. Dieses ist zum Beispiel wegen des breiten Altstadtrings zur Innenstadt hin relativ abgeschottet. Damit man sich im Viertel lieber aufhält, müssten Radfahrer und Fußgänger bevorzugt, der Verkehr insgesamt beruhigt werden, fordern sie. Konkret heißt das, die bisherigen Einbahnregelungen in der Gabelsberger-, Türken- und Theresienstraße aufzuheben. Seit Langem wird bemängelt, diese Straßen seien beinahe autobahnähnlich ausgebaut. Manche Teilnehmer wünschten sich aber auch mehr Parkplätze für Autos. Ein zweiter wichtiger Punkt ist ein Leitsystem. Man brauche Hinweisschilder, um sich zwischen den Museen besser orientieren zu können.

Kunstareal Maxvorstadt Kunstareal Maxvorstadt (Foto: N/A)

Zu lieblos gestaltet

Die vorhandenen Grün- und Freiflächen werden von den Gutachtern als zu lieblos gestaltet empfunden; sie wünschen hier mehr Ruhezonen und Sitzmöglichkeiten. Andererseits wollen sie aber auch mehr Leben zwischen den Häusern- also ein größeres gastronomisches Angebot. Generell sollte mehr Werbung für das Kunstareal gemacht werden, so eine Forderung, vor allem Jugendliche und Kinder sollten stärker eingeladen werden. Auf der Wunschliste der Bürger steht schließlich eine "General-Eintrittskarte" für alle Einrichtungen ganz oben.

Überraschend sind die Ergebnisse des Bürgergutachtens nicht, das 100 Seiten stark ist und am Dienstagabend Oberbürgermeister Christian Ude und Stadtbaurätin Merk überreicht wurde. Darin finden sich viele Detailvorschläge, die in die weitere Entwicklung des Quartiers einfließen sollen. Entscheidend für die Stadt und den Freistaat, die den Testlauf initiiert hatten, ist, dass das Bürgergutachten ein Baustein einer modernen Partizipationskultur ist. Dieses für München neue Mitmach-Instrument könnte auch bei besonders strittigen Bauvorhaben zum Einsatz kommen.

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Die Grünen fordern nun, die Bürger sollten selbst über neue und bessere Formen der Bürgerbeteiligung diskutieren. Entsprechende Leitlinien würden dann durch den Stadtrat in einer verbindlichen Beteiligungssatzung festgelegt. Zudem wollen die Grünen einen "Bürgerhaushalt" einführen: Die Bevölkerung soll mitreden, wenn es um die Verteilung öffentlicher Gelder geht. Der Stadtrat hatte Ende vergangenen Jahres beschlossen, dass die Verwaltung das Verfahren prüft und bis Dezember ein Ergebnis vorlegt.

© SZ vom 26.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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