Münchner Museumsviertel:Bürger dürfen mitreden

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Schönere Liegewiesen, bessere Wege: Das Pinakotheken-Viertel in der Maxvorstadt soll aufgewertet werden. Was sich ändert, dürfen die Bürger mitbestimmen. Das Planungsreferat will dazu 100 Münchner auswählen - per Zufallsprinzip.

Dominik Hutter

Rund um die Pinakotheken in der Maxvorstadt gilt es noch einiges zu verbessern - die Stadt will die Münchner miteinbeziehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Bei der Stadtplanung im Pinakotheken-Viertel können die Münchner künftig ein gehöriges Wörtchen mitreden. Der Stadtrat hat dem Vorschlag von Stadtbaurätin Elisabeth Merk zugestimmt, für die Weiterentwicklung des sogenannten Kunstareals in der Maxvorstadt ein Bürgergutachten in Auftrag zu geben. Das auf neun bis zwölf Monate angelegte Verfahren, das rund 120.000 Euro kosten soll, ist ein weiterer Schritt in der Strategie des Planungsreferats, gerade bei großen Projekten die Bürger besser einzubinden und so für neue Ideen und mehr Akzeptanz zu sorgen.

Für das von dem Wuppertaler Soziologieprofessor Peter Dienel entwickelte Bürgergutachten, das bereits seit 1973 angewandt wird, will Merk nach dem Zufallsprinzip rund 100 Münchner aus allen Bevölkerungsschichten anschreiben.

Es ist ein Auswahlverfahren, das die bekannten Fallstricke der Bürgerbeteiligung vermeiden hilft: den exklusiven Club der bekannten, aber nicht unbedingt repräsentativen Dauer-Aktivisten oder aber ein reines Nachbarschaftstreffen, bei dem es vor allem um Partikularinteressen wie die Ruhe auf dem eigenen Balkon geht.

Bisher scheint das gelungen zu sein. Im Planungsreferat ist man mit den Erfahrungen ausgesprochen zufrieden. Stets konstruktiv sei es zugegangen, schwärmen die Verantwortlichen - keine Spur von Verhinderungstaktik, dem beliebtesten Gegenargument aller Zweifler an derartigen Verfahren. Beim Bürgergutachten fürs Kunstareal sollen die Teilnehmer stellvertretend für die gesamte Bürgerschaft in vier Gruppen mehrere Tage lang verschiedene Themen diskutieren. Die Ideen werden später veröffentlicht und im weiteren Planungsverfahren berücksichtigt.

Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer

Das Kunstareal zählt zwar heute schon zu den bedeutendsten Museumsquartieren Deutschlands, gilt aber durchaus noch als verbesserungsbedürftig. Die Freiflächen um die Museumsbauten sollen aufgewertet und die Verkehrssituation verbessert werden - vor allem für Fußgänger und Radfahrer.

Dazu zählen eine Neugestaltung der Straßenschlucht am Altstadtring-Tunnel ebenso wie die Auflösung der Einbahnregelungen in der Gabelsberger- und Theresienstraße. Die Arcis- und Katharina-von-Bora-Straße könnten zu einem "Kunstboulevard" aufgewertet werden. Die ganz großen Verbesserungen hängen freilich vom Geld ab. Dazu zählt vor allem der dringend benötigte zweite Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne.

Stadtbaurätin Merk bemüht sich seit geraumer Zeit, die Bürger besser miteinzubeziehen. "Wir wollen die Stadt aus einem geänderten Rollenverhältnis heraus gestalten, das auf Gleichberechtigung statt auf Hierarchie setzt." Das klappt aber oft nur, wenn auch der Bauherr mitspielt.

Beim Paulaner-Gelände in der Au ist dies der Fall - allerdings ist dort die Planung noch in einem frühen Stadium. Als weitere gelungene Beispiele gelten im Planungsreferat das Kreativquartier am Leonrodplatz, zu dem es bereits Werkstattgespräche, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und Ortstermine gegeben hat, die Bayernkaserne an der Heidemannstraße sowie die Prinz-Eugen-Kaserne an der Cosimastraße. Auch bei der eher theorielastigen Stadtentwicklungskonzeption "Perspektive München" und bei großräumigen Stadtsanierungen haben die Münchner bereits mitgewirkt.

Die Grünen im Rathaus, die sich bereits per Antrag für mehr Bürgerbeteiligung bei den Aktivitäten des Planungsreferats ausgesprochen haben, begrüßen die Entwicklung ausdrücklich. "Die Bürger wollen mitreden und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden", betont Fraktionschef Florian Roth.

© SZ vom 23.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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