Krimi:Wie die Mafia im Allgäu ankommt

(Foto: N/A)

Gerhard Köpfs Roman "Palmengrenzen".

Von Antje Weber

Eine Münchner Putzkolonne findet die Leiche eines Notars in einem Zug, der aus Bologna kam. Ist Bruno Ziegler erschossen worden, weil er zu viel wusste? Mit diesem Mord beginnt Gerhard Köpfs Roman "Palmengrenzen". Ein Kriminalroman, bei dem die Suche nach den Tätern jedoch ergebnislos bleiben wird. Das erfährt man bereits im Prolog, den der Autor einem pensionierten Apotheker unterschiebt: Jener angebliche Freund Bruno Zieglers möchte dazu beitragen, das "scheußliche Verbrechen" aufzuklären.

Sicher ist nur eines: Die italienische, ach was, die Allgäuer Mafia ist schuld. Denn aus den Notizen des Ermordeten geht hervor, dass die Mafia wie die Palmen langsam immer weiter in den Norden vorgedrungen ist, bis sie in den Achtzigerjahren im Allgäu ankam. Intrigen, Ehrgeiz und Abhängigkeiten wurden immer stärker, Störenfriede aus dem Weg geräumt.

Gerhard Köpf setzt virtuos eine sich an Einfällen überschlagende Handlung in Gang, schachtelt Geschichten ineinander, flicht Studien zur Henkersmahlzeit ein, verpasst zwischendurch dem intriganten Wissenschaftsbetrieb ein paar Seitenhiebe und verschränkt mühelos die Interessen von Süd und Nord. Denn, ganz klar: "Dieses lodenversiegelte Allgäu ist der Club Méditerranée der Mafia!"

Gerhard Köpf: Palmengrenzen. Roman, Braumüller Verlag, Wien 2020, 238 Seiten, 22 Euro

© SZ vom 10.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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