Kot und Teufel:München und der Vogel

Vom Tierschutzverein über die Stadt bis zum Jäger. Die Taubenproblematik in Kürze

Von Philipp Crone

Die Schätzungen gehen auseinander. Von 100 000 Tauben spricht der Stadtjäger Wolfgang Schreyer, von höchstens 60 000 der Beauftragte der Stadt. Einig sind sie sich allerdings darin, dass es seit Jahren und Jahrzehnten immer mehr werden. Mehr Tauben, mehr Unrat, mehr Kümmerer und Fütterer.

Die Stadttaube sucht die Nähe der Menschen, heißt es in der Broschüre "Leben mit Stadttauben" der Stadt. Bereits seit Jahrtausenden, so die Broschüre, gebe es Haustauben, die zunächst zum Verzehr, später als Brieftauben gezüchtet wurden. Demnach stammen die Haustauben von den Felsentauben ab (columba livia). Heute muss sich die Stadtverwaltung in Form des Umweltreferats auch mit den Folgen der vielen in der Stadt lebenden Vögel befassen. Die vielen hochgelegenen Strukturen wie Mauervorsprünge, Luken oder Balkone sind ein gutes Terrain für die Tiere, die sich das ganze Jahr über vermehren können. Die Stadt unterstützt zwei Arten, das laut Broschüre "konfliktarme Zusammenleben" von Mensch und Tier zu erreichen: Taubenschläge und Vergrämung. Der Tierschutzverein München unterstützt die Errichtung von Taubenschlägen, kritisiert aber das Vergrämen. Alle gängigen Methoden seien "sehr grausam", heißt es vom Verein. Sprecherin Kristina Berchtold sagt: "Es gibt im gesamten Stadtgebiet 17 Taubenschläge, das reicht bei weitem nicht." Das Füttern hält Berchtold für "absolut notwendig", da sonst Tiere verhungern würden, und so entsteht ein Grundkonflikt, zwischen Tierschutzverein und Jägern, zwischen Fütterern und städtischen Zuständigen. Aber natürlich respektiere man das Fütterungsverbot, sagt Berchthold, das seit 1996 in München gilt - eigentlich.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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