Pläne für Philharmonie:Endspurt um Konzertsaal-Zuschlag

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Das wäre der Blick, wenn man den Konzertsaal im Werksviertel gen Südosten verließe. Die Philharmonie soll vor dem Piusanger gebaut werden. (Foto: Simulation: Steidle Architekten)
  • In der Konzertsaal-Standortdebatte bahnt sich ein Endspurt zwischen zwei privaten Investoren um den Zuschlag an.
  • Sowohl die Idee, die alte Paketposthalle in eine Musikstadt umzubauen, als auch der Plan einer Philharmonie im neuen Werksviertel am Ostbahnhof stoßen in der Staatskanzlei und der Landtags-CSU auf offene Ohren.
  • Und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wirbt inzwischen ganz offen für das Projekt des Pfanni-Erben Werner Eckart auf dem Gelände des heutigen Kunstpark Ost.

Von Christian Krügel

Mehr als 15 Jahre ging bei der Standortdebatte für einen Konzertsaal fast nichts voran. Jetzt könnte die kommende Woche plötzlich einen spannenden Endspurt zwischen zwei privaten Investoren um den Zuschlag für das Projekt bringen. Sowohl die Idee, die alte Paketposthalle in eine Musikstadt umzubauen, als auch der Plan einer Philharmonie im neuen Werksviertel am Ostbahnhof stoßen in der Staatskanzlei und der Landtags-CSU auf offene Ohren.

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Und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wirbt inzwischen ganz offen für das Projekt des Pfanni-Erben Werner Eckart auf dem Gelände des heutigen Kunstpark Ost. Nach Informationen der SZ hat sich Reiter selbst bei Ministerpräsident Horst Seehofer massiv dafür eingesetzt - sehr zum Unmut von Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU).

Vier Standorte sollen untersucht werden

Dessen Arbeitsgruppe aus Experten von Stadt, Staat und Bayerischem Rundfunk (BR) hatte am Mittwoch eigentlich beschlossen, vier Standorte städteplanerisch untersuchen zu lassen: das Areal des Eissportzentrums am Olympiapark und den Finanzgarten an der Von-der-Tann-Straße sowie die beiden privaten Projekte in der Paketposthalle und im Werksviertel. Auf Basis der Ergebnisse sollte im Oktober dann eine Entscheidung getroffen werden.

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Doch der Druck auf den Kunstminister wächst offenbar, sich schnell für eines der beiden privaten Projekte zu entscheiden. Ministerpräsident Horst Seehofer wird mit den Worten zitiert: "Ich will, dass dieser Saal endlich gebaut wird." Und weil es im Werksviertel bereits 2016 Baurecht geben könnte, liegt der Standort momentan in der Gunst der Staatskanzlei vorne - auch weil Seehofer damit OB Reiter entgegenkommen könnte.

"Mir ist ein Münchner Investor allemal lieber als irgendein Anonymer"

Der sagt der SZ ganz offen: "Das würde mir beim Umbau des Gasteig durchaus zupass kommen." Denn von 2020 an soll die Philharmonie am Gasteig saniert und zugesperrt werden. Zudem wirbt Reiter für den Pfanni-Erben Werner Eckart, dem die betreffenden Grundstücke im Werksviertel gehören: "Mir ist ein Münchner Investor allemal lieber als irgendein Anonymer, der im Zweifel nicht zu greifen ist." Eckart präsentierte am Freitag vor einer Woche seine Pläne Reiter persönlich im Rathaus, auch mit Kunstministerium und Staatskanzlei ist er im Gespräch. Doch von einem vertragsreifen Abschluss will er noch nichts wissen: "Nix ist fix", sagt sein Sprecher Markus Wiegand. Es sei nur momentan "ein sehr günstiger Moment", weil ein Konzertsaal gut in das Konzept des neuen Wohn- und Kulturviertels passe, das derzeit endgültig erarbeitet wird.

Der Saal könnte auf einem zentralen Areal im Werksviertel gebaut werden, hinter dem sich ein Grünzug bis zur Piuskirche anschließt. Der Sprecher des Investors stellt aber auch eines klar: "Herr Eckart wird nicht verkaufen." Stattdessen müsse mit dem Freistaat und dem BR ein eigenes Finanzierungs- und Nutzungskonzept gefunden werden. Ein solches "Public-Private-Partnership"-Projekt stößt aber nicht bei allen auf Gegenliebe: So habe ein Vertreter des Finanzministeriums in einer Sitzung am Mittwoch ausdrücklich vor einer solchen Konstruktion gewarnt, heißt es.

Spaenle ließ offen, wie viele Standorte er dem Kabinett präsentiert

Der Kunstminister selbst äußert sich nicht direkt zum Eckart-Plan, sagt aber zur SZ: "Wenn die zeitliche Komponente bei einem Standort deutlich besser ist als bei anderen, wird das dessen Chancen nicht gerade verschlechtern." Er ließ offen, wann und wie viele Standorte er dem Kabinett präsentieren werde. Wahrscheinlich ist, dass er bereits am Dienstag mit einem Vorschlag in den Ministerrat, am Mittwoch in die Landtagsfraktion gehen wird.

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Dort gibt es auch Befürworter einer Lösung in der alten Paketposthalle. Spaenle soll deshalb bis kommende Woche klären, ob der ehrgeizige Plan auch baurechtlich geht: Die Investoren Mathias Niemeier und Michael Dankerl wollen das Briefzentrum der Post verlegen und mehrere Musiksäle bauen. In der Staatsregierung sind manche skeptisch, dass die Post dazu bereit ist. Doch nach Informationen der SZ war der Umbau diese Woche auch Thema im Post-Vorstand.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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