Konzertsaal-Debatte:Gasteig: Gutachten rät von "Zwillingslösung" ab

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Philharmoniker müssten offenbar mit großen Nachteilen rechnen

Der Seehofer-Reiter-Plan für die Sanierung des Gasteigs anstelle eines neuen Konzertsaals dürfte sich erledigt haben. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung kommt ein Gutachten der Unternehmensberatung Actori zu dem Ergebnis, dass es bei einer solchen Lösung vor allem einen klaren Verlierer geben würde: die Münchner Philharmoniker. Das städtische Orchester müsste mit jährlichen Einnahmeverlusten von bis zu 700 000 Euro rechnen, wenn es sich die Philharmonie am Gasteig mit dem BR-Symphonieorchester teilen und zudem regelmäßig in den Herkulessaal der Residenz ausweichen müsste.

Ministerpräsident Horst Seehofer hatte eine solche Lösung, bei der Stadt und Freistaat gemeinsam den Umbau der Philharmonie finanziert hätten, ins Spiel gebracht und stattdessen den oft versprochenen Neubau eines weiteren Konzertsaals zurückgestellt. Am Rande der CSU-Klausur-Tagung in Andechs sagte Seehofer: "Ich möchte so eine Studie, deren Ergebnis ich natürlich kenne, erst einmal selber lesen, gewichten und mit dem Oberbürgermeister reden." Eine Prüfung der sogenannten Zwillingslösung sei aber in jedem Fall sinnvoll gewesen, weil im Streit über einen Konzertsaal wirklich die beste Lösung gesucht werden müsse. Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte zuletzt nur noch wenig Begeisterung dafür.

Tatsächlich kommen die Gutachter zu dem Schluss, dass die "Zwillingslösung" technisch wohl machbar wäre. Das BR-Symphonieorchester könnte ein wenig davon profitieren, da es eigene Räume im Gasteig und mehr Aufführungsmöglichkeiten in der Philharmonie bekäme. Bis zu eine halbe Million Euro mehr könnte das Ensemble dadurch vielleicht erlösen. Demgegenüber stehen aber deutliche Probleme bei den Philharmonikern. Diese müssten ihr Erstbelegungsrecht im Gasteig aufgeben, zudem regelmäßig in den Herkulessaal ausweichen. Neben Einnahmenverlusten würden dadurch jährlich zwischen 300 000 und 410 000 Euro an Umzugskosten anfallen.

Die Arbeitsgruppe von Staat und Stadt sowie der beiden Orchester befasste sich am Freitag mit der endgültigen Fassung der Expertise, die sie selbst in Auftrag gegeben hatte. Kein Teilnehmer wollte die Ergebnisse kommentieren. Bis Anfang nächster Woche soll eine einstimmige Empfehlung an Seehofer und Reiter vorgelegt werden. Der Ministerpräsident beteuerte in Andechs sein Versprechen, in München einen Konzertsaal der Weltklasse zu bauen. "Sie werden erleben, meine Regierungserklärung in diesem Satz wird auch erfüllt."

© SZ vom 25.04.2015 / kc, fmue - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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