Kommentar:Zwei unkluge Beschlüsse

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Nach dem Gemeinderat Neubiberg hat auch die Rathauskoalition die Südanbindung Perlach beerdigt. Es ist ein Ende der unrühmlichen Art nach 23 Jahren Gezerre. Und es zeigt, dass die Kooperation mit den Nachbargemeinden selten fruchtbar ist, auch wenn die Verantwortlichen stets beteuern, sie liege ihnen am Herzen

Von Stefan Mühleisen

Nun hat die Rathauskoalition also die "Südanbindung Perlach" (SAP) endgültig beerdigt. Ein schier endloses Gezerre um ein Verkehrsprojekt ist nach 23 Jahren Hin und Her nun zu Ende. Es ist ein Ende der unrühmlichen Art - und ein völlig unnötiger Schlussstrich obendrein. Er zeigt, wie es um die Kooperation mit den direkten Nachbargemeinden bestellt ist: Die war, ist und bleibt offenbar selten fruchtbar, auch wenn die Verantwortlich beteuern, sie liege ihnen am Herzen.

Dabei hätte der Bau dieser Straßenverbindung Symbolkraft haben können für ein gedeihliches Zusammenwirken Münchens mit seinem direkten Umland - ein Brückenschlag vom Perlacher Stadtrand nach Neubiberg in den Landkreis. 1994 schlossen die beiden Rathäuser eine Vereinbarung: Die Stadt sah die Möglichkeit, der Löwenbräu-Brauerei, die sich hier ansiedeln wollte, den Weg zu bereiten, sowie die südlichen Stadtviertel besser anzubinden. Neubiberg ging damals daran, das Neubauquartier "Vivamus" zu entwickeln - und brauchte für das teure Stück Asphalt einen Partner.

Doch der Partner verlor das Interesse, als die Brauerei ihre Umsiedlungspläne ad acta legte. Das Planungsreferat zerrte das Projekt vor fünf Jahren wieder aus der Schublade, wollte aber nur jenen Teil realisieren, der den Neubibergern nur Nachteile - also mehr Verkehr - bringt.

Über all die Jahre setzte sich in den Köpfen der Neubiberger Politik die Meinung fest: Das Münchner Rathaus pfeift auf uns und entscheidet ohnehin nur zu seinem Vorteil. Das kulminierte zuletzt in der hitzigen Entscheidung des Gemeinderats, die Verhandlungen zur SAP einzustellen. Ein unkluger Beschluss, dem jetzt der ebenso unvernünftige in München folgt: Die kleine Stummelstraße kann keine Abhilfe sein für Perlach und seine Verkehrsprobleme.

Eine Lösung wird aber unvermeidlich, weshalb eine vertiefte Planung der Varianten nötig wäre. Überdies dürfte das SAP-Aus in Neubiberg das Bild vom angeblich arroganten Münchner Stadtrat festigen. Auch aus anderen Landkreis-Kommunen sind solche Misstrauensbekundungen immer wieder zu hören. Doch der Stadtspitze muss an einem Vertrauensverhältnis gelegen sein - das wird noch bitter nötig, wenn die Stadt weiter derart wächst.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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