Kommentar:Zuwachs frisst Verbesserung

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Der Isarring ist trotz einer weiteren Fahrspur binnen Kurzem wieder zur Staufalle geworden - die punktuelle Verbesserung erweist sich angesichts der Münchner Verkehrsprobleme als unzureichend

Von Ulrike Steinbacher

Erst einmal ist es den CSU-Stadträten Richard Quaas und Johann Sauerer mit ihrem Rundumschlag zum Isarring sicher darum gegangen, die Verwaltung vorzuführen, stellvertretend für den ungeliebten Koalitionspartner SPD. Schließlich ist 2018 Landtagswahl, und da kann man sich mit ein bisschen Verwaltungs-Bashing zur rechten Zeit als Partei schön profilieren, auch wenn man als Person selbst gar nicht zur Wahl steht.

Davon abgesehen aber lenken die Anfragen der beiden Kommunalpolitiker den Blick auf das große München-Problem: Zuwachs frisst Verbesserung. Der Isarring, eine der schlimmen Staufallen im Nordosten, galt eigentlich schon als entschärft, zumindest Richtung Schwabing. Vergangenen Herbst erst war er um eine dritte Spur erweitert worden, damit sich der tägliche Dauerstau in Bogenhausen entzerrt. Der Effekt hielt aber nur einige Monate an, inzwischen sind die Autoschlangen so lang wie eh und je. Ein Wunder ist das natürlich nicht bei einer Verkehrszunahme von 15 bis 20 Prozent seit dem Umbau.

Die Wiederkehr des Staus beweist die altbekannte These, dass mehr Straßen mehr Verkehr bedeuten. Und sie gibt all denen recht, die schon vor der Erweiterung des Isarrings prophezeit hatten, dass die Autoschlange nach dem Umbau halt am nächsten und am übernächsten Nadelöhr hängen bleiben wird, sprich an der Ausfahrt zur Nürnberger Autobahn und an der einspurigen Überführung zur Landshuter Allee in Höhe Olympiapark.

Mit dem schlichten Ruf nach noch mehr Straßen, den die beiden CSU-Stadträte formulieren, wird es daher nicht getan sein. Das ist ihnen selbst auch klar, nicht umsonst bringen sie den S-Bahn-Nordring ins Spiel, der von Bezirksausschüssen im Norden und Osten schon lange gefordert wird. Doch ein Ringbahn-Torso allein wird das Stau-Chaos auch nicht beheben. Die Münchner Kommunalpolitiker müssen sich endlich ein echtes Verkehrskonzept überlegen und es dann auch umsetzen, so mühsam das sein wird, anstatt einander ständig nur die Defizite ihrer eigenen Politik um die Ohren zu hauen.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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