Kommentar:Zeit zum Loslassen

So wie alle anderen Parteien auch tut sich die FDP schwer damit, Nachwuchs für die Arbeit im Gemeinderat zu begeistern. Wenn es doch einmal gelingt, sollte man die Jungen auch unterstützen

Von Annette Jäger

Im Gräfelfinger Ortsverband der FDP ist der Generationenkampf entbrannt. Was zählt mehr: alte Verdienste ehren und aus Gewohnheit an ihnen festhalten oder ein Risiko wagen und für neue Ziele eintreten? Der Kampf ist hochemotional und hat Zerstörungskraft.

Die Kommunalwahl ist bekannt dafür, eher eine Personalwahl zu sein. Die Parteiverbundenheit beeinflusst weniger das Wählerverhalten, umso mehr die Sachthemen, welche von bekannten Köpfen vertreten werden. Es ist naheliegend als Ortsverband, dabei auf die Kandidaten zu setzen, die einen Namen haben. Die Älteren, die seit Jahrzehnten in der Kommune leben und sich in diversen Gremien und Positionen verdient gemacht haben, sind hier klar im Vorteil. Jörg Scholler würde vermutlich selbst auf einem hinteren Listenplatz viele Stimmen generieren und nach vorne gehäufelt werden und in den Gemeinderat einziehen. Das wollte der zurückgetretene Vorstand vermeiden. Zu Recht, denn so haben die Jungen nie eine Chance, zum Zuge zu kommen, nicht zuletzt deshalb, weil ein zweiter FDP-Sitz im Gemeinderat derzeit eher an ein Wunder grenzen würde.

Wahlkampf ist dazu da, Inhalte und Persönlichkeiten bekannt zu machen. Wenn sich schon Nachwuchs findet, der sich engagieren will - die Ortsverbände wissen alle, wie schwierig es ist, junge Leute für die Gemeinderatslisten zu gewinnen -, sollten die Alten dankbar sein und sie in die erste Reihe hieven. Scholler könnte seinen Einfluss und seine Bekanntheit nutzen, einen jungen FDP-Kollegen aufzubauen und für ihn zu werben. Irgendwann ist es Zeit loszulassen - und Platz zu machen für den Nachwuchs.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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