Kommentar:Vertrauen verspielt

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Die Entwarnung wegen der Formaldehyd-Konzentration an der Obermenzinger Grandlschule kam zu früh. Seit sich herausgestellt hat, dass ein weiterer Bereich betroffen ist, hat Stadtschulrat Rainer Schweppe ein Problem - und schuld daran ist er selbst

Von Thomas Kronewiter

Welche Aussagekraft hat es, wenn in einem Klassenzimmer bei der Formaldehyd-Konzentration ein Leitwert erreicht oder gar überschritten wird, der nach "Teilen pro Million" ermittelt wird? Haben die Eltern der Grundschulkinder aus der Obermenzinger Grandlschule also Anlass zur Sorge? Wie schädlich ist es für Erst- oder Zweitklässler, einer solchen Raumluft ausgesetzt zu sein? Fragen wie diese schienen im Falle der Container-Grundschule im Schatten der Blutenburg längst beantwortet, die Lage nach der Installation von Lüftern entspannt.

Nun zeigt sich, dass die Entwarnung zu früh kam. Viel schlimmer: Nun ist ein Bereich betroffen, der - weil schon länger in Betrieb - eigentlich gar nicht unter Verdacht stand. Dass die Formaldehyd-Belastung von Haus A doch herauskam, ist letztlich nur dem Misstrauen und der Privatinitiative besorgter Eltern zu verdanken. Und dieser Umstand wird dem städtischen Referat für Bildung und Sport noch zu schaffen machen. Denn Eltern, die von den Behörden schon bisher vor allem Beschwichtigungsversuche wahrnahmen, werden sich nicht leicht beruhigen lassen. Nicht nach der Vorgeschichte der Grandlschule, den auffälligen Messergebnissen, den Problemen, die Situation zu bereinigen. Und den Äußerungen, dass die Baufirma gepfuscht habe, dass man jedoch aufgrund der Verhältnismäßigkeit auf einen Austausch der verwendeten Holzwerkstoffplatten verzichten und stattdessen nur kräftig und stetig lüften, ab und an noch einmal messen wolle.

Was nun über die Stadt hereinbrechen dürfte, hat sich am Montagmorgen vor Unterrichtsbeginn gezeigt: 40 Eltern, die verhindern, dass ihre Kinder das nun im Fokus stehende Haus A betreten, werden sich nicht mehr abspeisen lassen von Gesundheitsmedizinern oder Behördenvertretern. Stadtschulrat Rainer Schweppe hat ein Problem - und schuld daran ist er selbst.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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