Kommentar:Unwürdiges Schauspiel

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Das fertig geplante Kulturbürgerhaus für Bogenhausen startete einst als viel beachtetes Pilotprojekt. Inzwischen haben es die Stadräte aber auf Provinzformat geschrumpft

Von Ulrike Steinbacher

Das Theater um den Kultur- und Bürgertreff in Bogenhausen gleicht einem Stück von Samuel Beckett: absurd und tragisch. Im jüngsten Akt dieser an Verwerfungen überreichen Geschichte hat der Münchner Stadtrat die fertige Planung des Neubaus in die Tonne getreten. Zehn Prozent mussten eingespart werden, obwohl der ursprüngliche Entwurf einen Risikozuschlag von 17,5 Prozent vorsah und obwohl allein die Umplanung 50 000 Euro extra verschlingt, von den Kostensteigerungen durch die immerwährenden Verzögerungen einmal ganz abgesehen.

Mag sein, dass diese Volte der Handlung auch der Besetzungsliste geschuldet ist: Bogenhausen ist im Stadtrat nicht mehr mit eigenen Akteuren präsent, seit Christiane Hacker (SPD) 2014 ihre Wiederwahl verpasste und Robert Brannekämper (CSU) in den Landtag wechselte. Zudem steht an der Spitze des Bezirksausschusses die Grüne Angelika Pilz-Strasser, deren Partei im Rathaus nichts mehr zu melden hat. Vielleicht strichen CSU und SPD im Stadtrat den Entwurf für das Gebäude im Prinz-Eugen-Park auch deswegen so zusammen, weil sie mit keiner großen Gegenwehr rechnen mussten.

Beim Sparen herausgekommen ist jetzt ein dürftig ausgestattetes Haus: Im sogenannten großen Saal können nur noch 200 Leute sitzen, eine Galerie wird nicht gebaut. Die Technik fällt erst einmal spartanisch aus, der Rest lässt sich vielleicht später dazukaufen, und Kunst am Bau können sich die Nutzer selber basteln, sind ja Künstler dabei. Wohlgemerkt: Dieses Gebäude für Kultur und Soziales startete einst als viel beachtetes Pilotprojekt, ehe es auf Provinzformat geschrumpft wurde. Ein trauriger Witz.

Es stellt sich die Frage, ob die CSU nicht recht hat mit ihrem Antrag, an völlig anderer Stelle noch einmal ganz von vorn anzufangen mit dem Kulturbürgerhaus. Der Platz vor dem Cosimabad wäre als Standort mitten im Stadtbezirk dafür gar nicht schlecht. Der umstrittene Neubau im Prinz-Eugen-Park ließe sich dann als mittelgroßes Veranstaltungsgebäude akzeptieren. Und so fände dieses unwürdige Schauspiel vielleicht doch noch ein Happy End.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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