Kommentar:Tiefschlag mit Ansage

Im Rathaus hat man es wegen Personalmangels nicht geschafft, die Entwicklung eines Gewerbegebiets in geordnete Bahnen zu lenken. Für dieses Versäumnis gibt es keine Entschuldigung

Von Hubert Grundner

Der Bau eines Boardinghauses für rund 1100 Arbeiter an der Hofer Straße wäre für das Gewerbegebiet Perlach Süd ein echtes Unglück. Und zwar eines, das die Verwaltung sehenden Auges in Kauf nimmt. Es ist kein Geheimnis, dass sich dort inzwischen mehr Rotlichtbetriebe als High-Tech-Firmen und moderne Dienstleister ansiedeln. Eine Entwicklung, die im Übrigen im Internet zu verfolgen war: Dort warben Puff-Betreiber schon vor Jahren mit Münchens größtem Laufhaus, während die Stadt noch in aller Unschuld erklärte, dass dafür gar keine Erlaubnis erteilt worden sei. Immer wieder hat der Bezirksausschuss vor dem Niedergang des Gewerbegebiets gewarnt. Geschehen ist nichts. Weder setzte die Stadt den Rahmen für dessen geordnete Entwicklung, noch raffte sie sich dazu auf, das Gewerbegebiet zu überplanen und Wohnungsbau zu ermöglichen. Entschuldigt wurde dies mit dem Personalmangel im Planungsreferat. Umso sinnvoller erscheint der Vorschlag der Lokalpolitiker, zumindest eine Task-Force für kleinräumige Bebauungspläne zu gründen. Ein "Weiter so" kann es in Perlach Süd jedenfalls nicht geben.

Abgesehen davon spiegelt das Boardinghaus eine weitere Facette des irrwitzigen Immobilienmarktes wider: Nicht nur mit den von ihnen errichteten Häusern, sondern auch mit den Arbeitern selbst lassen sich Unsummen verdienen: Die "Käfighaltung für Menschen", wie Christian Smolka (Grüne) die Unterbringung in den Mehrbett-Zimmern nannte, müssen die Arbeiter sicherlich üppig bezahlen.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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