Kommentar:Subjektiv sicher

Lesezeit: 1 min

Wenn der eine Stadtbezirk weniger für die Sicherheitswacht übrig hat als ein anderer, dann wird eben dort künftig mehr patroulliert. Vor allem aus Sicht der Polizei ist das nachvollziehbar

Von Thomas Kronewiter

Wer schon einmal, etwa in grauer Novembernacht, die Männer und Frauen mit den grünen Armbinden begleitet hat, kennt den Alltag der Sicherheitswacht. Durch dunkle Ecken in Parks streifen, Nummernschilder auf Parkplätzen kontrollieren, sich an Brennpunktplätzen zeigen. Messbare Erfolge, wie sie die Polizei gerne in Ermittlungsstatistiken und Festnahmezahlen verbreitet, gibt es zur Sicherheitswacht nicht. Prävention ist eben nicht messbar, konstatieren die für Sicherheitsfragen hauptberuflich zuständigen Polizeibeamten denn auch.

So geht es bei den "wandelnden Notrufsäulen" denn auch weniger um eine objektiv höhere Sicherheit, als vielmehr um eine Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls. Dass dieses von Monat zu Monat, von Person zu Person anders ausfallen kann, hat jetzt eine neuerliche Abstimmung der Lokalpolitiker von Neuhausen-Nymphenburg gezeigt. 18 Monate und drei Dienststellenleiter nach der ursprünglichen Zustimmung zum Konzept hat der Bezirksausschuss nun doch wieder zurückgezuckt, ein bisschen jedenfalls. Denn ein 15:14-Ergebnis zeigt die Zerrissenheit des Gremiums, das damit vermutlich ziemlich genau die Stimmung in der Bevölkerung widerspiegelt.

Dass sich von diesem, formal ohnehin nicht bindenden, Votum der zuständige Inspektionschef nicht veranlasst sieht, die vermutlich mühsam angeworbenen und wohl ebenso sorgfältig ausgewählten Sicherheitswachtler wieder heimzuschicken, lässt sich durchaus nachvollziehen. Zumal Befürchtungen im Hinblick auf eine problematische Klientel und auf Blockwart-Mentalität bei der Streifen-Unterstützung bisher auch keine Bestätigung gefunden haben.

Wenn die Verantwortlichen auf den Beschluss mit der Ankündigung reagieren, künftig stärker die Maxvorstadt zu bestreifen, zeugt das von Pfiffigkeit und Sensibilität. Gehen wir eben dahin, wo wir erwünscht sind, mag sich der Chef gedacht haben. In der Maxvorstadt sind dafür die Chancen größer: Der Bezirksausschuss-Vorsitzende ist Polizist.

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: