Kommentar:Schwierige Baustelle

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Der Sattlerplatz soll neu gestaltet werden. Was alles möglich ist, wird erst ein Architeketenwettbewerb zeigen. Auch wie es sich auf die umliegenden Straßen und auf die verkehrsberuhigten Bereiche auswirkt, wenn neue Fußgängerzonen entstehen.

Von Alfred Dürr

Mit der städtebaulichen Ödnis im Übergang von der Fußgängerzone an der Kaufingerstraße zum Quartier Hofstatt rund um die Sendlinger Straße soll es bald ein Ende haben. Lange genug wird ja auch schon über eine Neugestaltung des sogenannten Sattlerplatzes diskutiert. Alles andere als leicht war eine Einigung zwischen der Stadt, der Familie Inselkammer und der Traditionsfirma Hirmer über eine gemeinsame Planung für das Areal. Was am Ende dabei heraus kommt, ist freilich unklar. Erst der Architektenwettbewerb wird zeigen, was gestalterisch möglich ist. Der Anspruch ist hoch. Die Architektur und das Angebot in den neuen Komplexen sollen die lebendige Mischung und Vielfalt des Hackenviertels widerspiegeln.

Gut, dass die Bürger bei diesem Prozess mitreden können. Denn sie stellen die richtigen Fragen. Erneut geht es um das zentrale Thema, wie modern man in der Altstadt bauen kann und wie viel vom überlieferten Bild des Münchner Zentrums bewahrt werden muss. Spannend ist auch, welche Vorschläge die Architekten zu den Themen Dichte und Platz für Passanten machen. "Hohe Aufenthaltsqualität" ist ein Begriff aus der Planersprache, der mit Leben gefüllt werden muss. Straßenschluchten geben ein anderes Stadtgefühl als eine Piazza mit Sitzgelegenheiten, auch ohne Verzehrzwang.

Im Hinblick auf den Verkehr treten erneut die inzwischen hinlänglich bekannten Interessenskonflikte auf. Wie wirkt es sich auf die umliegenden Straßen und auch auf die verkehrsberuhigten Bereiche aus, wenn neue Fußgängerzonen entstehen und dabei fahrende oder parkende Autos ausgesperrt werden? Die heftig geführten Diskussionen um die Sendlinger Straße oder ganz aktuell um die Brienner Straße zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Das gilt nun auch für das Hackenviertel. Bestechend ist, dass der Durchgangsverkehr aus der Umgebung des Sattlerplatzes herausgenommen wird und damit viel mehr Freiraum für Fußgänger und Fahrradfahrer entstehen kann. Schon die neue Fußgängerzone Sendlinger Straße hat aber gezeigt, dass man die Belastungen der umliegenden Straßen nicht ignorieren darf. Nun kommt zusätzlicher Druck durch den Sattlerplatz. Mit der Umkehr der Einbahnregelung in einer Straße löst man Stauprobleme nicht. Das Hackenviertel braucht ein Gesamtverkehrskonzept.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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