Kommentar:Schlechter Dienst am Denkmal

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Wer das Maxwerk als Denkmal retten will, muss realistische Ideen liefern und darf sie nicht verhindern

Von Berthold Neff

Wäre man ein Nostalgiker, könnte man angesichts des jahrelangen Gezerres um das Maxwerk konstatieren, dass früher zwar nicht alles besser war, aber manches doch schneller ging. Nach der Grundsteinlegung für das Maxwerk am 4. November 1894 dauerte es nicht einmal ein Jahr, bis es, als barockes Jagdschlösschen, fertig war und der aufstrebenden Landeshauptstadt Strom zum Leuchten und zum Fahren lieferte.

Ein gutes Jahrhundert später tun sich diejenigen Menschen, die bis heute von dem umweltfreundlich produzierten Strom aus dem Auer Mühlbach profitieren, reichlich schwer damit, dieses Denkmal zu erhalten. Es zählt mittlerweile zu den ältesten noch im Betrieb befindlichen Wasserkraftwerken Bayerns, kämpft aber zusehends mit dem Zahn der Zeit. Wer es in seiner denkmalgeschützten Gestalt retten will, müsste schnell handeln. Im Bezirksausschuss tut man aber genau das nicht.

Dabei ist es überhaupt keine schlechte Idee, dieses Gebäude durch eine gastronomische Nutzung zu vitalisieren, es vorher zu sanieren und so für künftige Generationen zu erhalten. Die Natur entlang der Isar, in die es sich bettet, darf kein Grund sein, eine solche Nutzung zu verteufeln. Die ersten Pläne mit mehr als 400 Plätzen waren sicher überdimensioniert, doch die von Augustiner deutlich abgespeckte Version sollte machbar sein. Es kann, bei nüchterner Betrachtung, nicht davon die Rede sein, dass ein solch überschaubarer Besucherandrang die Natur ringsum gefährden würde, wie es von der Mehrheit im Bezirksausschuss weiterhin ins Felde geführt wird.

Tatsache ist, dass man im Rathaus schon seit Längerem versucht, unter dem Motto "Stadt am Fluss" diesen Isar-Raum zu revitalisieren, behutsam ins Blickfeld der Münchner zu rücken. Eine maßvolle gastronomische Nutzung an dieser Stelle gehört ausdrücklich dazu. Man sollte nicht so tun, als würde die Natur dadurch kollabieren. Und von dem Gedanken, dass man das Maxwerk in ein Museum umfunktionieren könnte, sollte man sich im Stadtteil-Gremium schnell verabschieden. Wer würde den dafür nötigen Umbau finanzieren, wer für den Betrieb aufkommen? Wer die Gastronomie ablehnt, sollte zumindest eine realistische Idee präsentieren, was stattdessen möglich wäre. Ein simples Nein bringt diesem Denkmal auf lange Sicht das Aus.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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