Kommentar:Reiche sollten mehr zahlen

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Es ist nicht verwerflich, dass die Stadtsparkasse ankündigt, auch von privaten Sparern Strafzinsen zu verlangen. Sie sollte dabei aber innerhalb ihrer Klientel unterscheiden. Sonst wird sie ihrer Verantwortung nicht gerecht und riskiert, Vertrauen zu verlieren

Von Pia Ratzesberger

Eine Sparkasse müsse keinen Gewinn machen, die solle sich vor allem um die Bürger kümmern, sagen manche. Im Gegensatz zu den Großbanken sei der Träger schließlich die Stadt. Die Stadtsparkasse muss für die Bürger da sein, das stimmt. Doch sie muss auch Geld verdienen, sonst wäre sie eine schlechte Bank. In Zeiten niedriger Zinsen darf sie dafür Strafzinsen von Privatkunden verlangen, zumindest von manchen.

Eine der ersten Aufgaben der Stadtsparkasse ist es selbstverständlich, den Münchnern zu ermöglichen, ein Konto zu eröffnen, Kredite aufzunehmen und Geld anzulegen. Das kann sie aber nur, wenn sie auf lange Zeit Gewinn macht. Außerdem kümmert sich die Stadtsparkasse mit diesem Gewinn genauso um die Münchner wie mit ihren Konten und Krediten, denn ein Teil dieses Geldes kommt der Landeshauptstadt und deren gemeinnützigen Projekten zugute. Die Sparkasse selbst sponsort zudem selbst etwa 300 Projekte in der Stadt, auch das geht nur, wenn Geld da ist.

Gerade die Stadtsparkasse, die vielleicht noch mehr auf das Zinsgeschäft angewiesen ist als manche Großbank, muss deshalb in Zeiten niedriger Zinsen darauf achten, dass sie trotzdem genug verdient. Eine mögliche Lösung (wenn auch sicher nicht die einzige), dies sicherzustellen, sind Strafzinsen für Privatkunden - die aber nicht alle treffen sollten. Die Sparkasse sollte auf keinen Fall bei Geringverdienern kassieren, auch nicht bei den Normalverdienern aus der bürgerlichen Mitte, die es ebenfalls zunehmend schwer haben, Vermögen aufzubauen. Im Gegensatz zu den Großbanken sollte die Sparkasse in diesem Fall für die Verantwortung einstehen, die sie für die Münchner trägt, und diejenigen schützen, die sich es nicht leisten können, fürs Sparen zu bezahlen.

Als die Stadtsparkasse im vergangenen Jahr ein neues Kontomodell einführte, hat sie genau diesen Fehler gemacht: Sie hat nicht an die Leute mit kaum oder keinem Geld gedacht, die beim Konto mit dem günstigsten Grundpreis für jede zusätzliche Buchung hätten zahlen müssen. Solch ein Fehler sollte ihr aber nicht noch einmal passieren. Sonst könnten die Münchner das Vertrauen in "ihre Bank" verlieren.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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