Kommentar:Prinzip Hoffnung

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Der Lärmschutz am Pasinger Bahnbetriebshof wird Unsummen kosten - Geld, das keiner hat. Um die finanzielle Hürde zu nehmen, ist vor allem eines wichtig: ein konstruktives Klima

Von Thomas Kronewiter

Wer war zuerst da? Die Bahn mit ihren Zügen, den Gleisen, Werkstätten und Betriebsanlagen? Oder die Nachbarn mit ihren Häusern und Gärten, am Rande der Gleise? Das sind Fragen, die immer wieder aufgeworfen werden in einer Stadt, in der Infrastruktur und Wohnviertel dicht an dicht gepackt sind. Und es sind Fragen, deren Beantwortung nichts bringt - gerade angesichts eines Bevölkerungszuzugs, der nach wie vor Wohnquartiere unmittelbar neben Zugstrecken aus dem Boden zu stampfen zwingt. Ein Phänomen, das nicht nur entlang des Pasinger beziehungsweise Aubinger Bahnbetriebsareals zu beobachten ist, derzeit aber besonders intensiv im Münchner Westen.

Insofern ist es eine gute Nachricht, dass nach jahrzehntelangen, ergebnislosen Protesten nun ein Schulterschluss der Gutwilligen an konstruktiven Lösungen zur Eindämmung des nervtötenden Lärms beiderseits des S-Bahnhofs Langwied arbeitet. Wenn es stimmt, dass die Bahn eigene Grundstücke unentgeltlich zur Verfügung stellen will, wäre dies ebenfalls ein hoffnungsvolles Zeichen. Wesentlich schwieriger dürfte es allerdings sein, nun auch Lärmschutz zu bekommen. Schon von Stadt zu Bahn ist die Kommunikation nicht leicht, das zeigt einmal mehr das aktuelle Beispiel aus dem Münchner Westen. Dass sich die betroffenen Bürger zwischen Stadtverwaltung, Bahn-Verantwortlichen und dem Eisenbahn-Bundesamt in einem Bermuda-Dreieck der Verantwortung fühlen müssen, ist leicht nachvollziehbar. Dass es mittlerweile Gespräche zwischen den Beteiligten gibt, darf man deshalb ebenfalls als Erfolg verbuchen.

Nun aber geht es um Geld für Planung und Realisierung. Allein die Abschirmung des Bahnbetriebshofs wird Unsummen kosten. Geld, das niemand hat - weder die notorisch klamme Bahn noch die klamme Stadt, und erst recht nicht der Bürger.

Diese Klippe muss erst noch überwunden werden. Das konstruktive Klima ist dabei das stärkste Argument der Anwohner, wenn sie Stadt und Bahn erklären wollen, warum ausgerechnet ihre Situation schnell der Abhilfe bedarf - und nicht die anderer Bahn-Anlieger, zwischen Allach und Zamdorf.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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