Kommentar:Platz für Künstler und den Humor

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In der ehemaligen Viehhof-Bank könnte beides unterkommen - wenn alle Beteiligten zusammenrücken

Von Birgit Lotze

Wenn schon Menschen, die nicht weit über dem Durchschnittseinkommen verdienen, keinen Platz mehr finden in der Stadt, wie sollen dann die Künstler unterkommen? Es gibt viele Münchner Kunstschaffende, die nicht wissen, wo sie ihre Kunst überhaupt erschaffen sollen. Bildhauer können meist gar nicht zu Hause arbeiten. Und junge Maler, die große Leinwände bevorzugen, werden in München wohl eher im kleinen Stil arbeiten - oder sich hier erst gar nicht niederlassen.

Kein Wunder, dass Kulturschaffende zunehmend um Raum konkurrieren. Dass einzelne Künstler nicht unbedingt das Nachsehen haben müssen, wenn eine größere Institution die Bühne betritt, hat man kürzlich in Sendling gesehen. Der Gasteig beansprucht dort das Gelände des Heizkraftwerks am Flaucher für eine Übergangszeit. Zunächst sah es so aus, als würden dafür 50 Kulturschaffende, die derzeit das Areal zwischennutzen, verdrängt. Vorerst hat man sich geeinigt, zusammenzurücken. Möglichst alle sollen bleiben können.

Zusammenrücken muss man wohl auch in der Viehhof-Bank. Künstler brauchen Werkstätten, doch man kann davon ausgehen, dass auch ein Haus für Humor der Stadt sehr gut täte. Derblecken, Hintersinn, Karl Valentin, Erich Kästner, Loriot, Dieter Hildebrandt - in München fehlt ein Ort, an dem man alles bündeln kann: ein Forum, wo man Humor erlebt, wenn es ihn gibt, wo man Humor zeigt und auch analysiert. Es wäre ein Forum für Soziologen, Zeichner, Literaten, Kabarettisten, Filmemacher oder Kasperltheaterbetreiber, wie Gerhard Polt es beschrieb.

Das Projekt scheint neu, doch auch diese Initiative hat bereits einige Jahre vergeblicher Raumsuche hinter sich. Sie hat ihren Ursprung im extravaganten "Etcetera", das Meisi und Helmut Grill mehr als 40 Jahre an der Wurzerstraße beim "Vier Jahreszeiten" führten. Dort trafen sich zwischen satirischen Objekten und Kaffeehausmöbeln die Münchner und Wahlmünchner - von Loriot bis Uschi Glas und Margot Hielscher. 2012 war Schluss. Seit Jahren kämpfen die Grills für ein Haus der Satire für München. Das Ignaz-Günther-Haus am Jakobsplatz war dafür im Gespräch, dann das Palais Dürckheim hinter der Landesbank und die Paul-Heyse-Villa. Alles scheiterte.

Jetzt also ein neuer Anlauf. In der ehemaligen Viehhof-Bank könnte beides klappen: Humor und Kunst. Was allerdings stutzig macht: In der städtischen Immobilie stehen 2500 Quadratmeter seit fast 20 Jahren leer, darunter Säle mit mehr als sechs Metern Höhe. Wie vielen Künstlern in dieser Zeit wohl hätte geholfen werden können?

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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