Kommentar:Notstand im Norden

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Endloses Wachstum verkraftet der Fußballstandort Freimann nicht - zu schlecht ist die Arena ins Nahverkehrsnetz eingebunden

Von Thomas Kronewiter

Natürlich wird das Nein aus Freimann die dauerhafte Erweiterung des Fröttmaninger Fußballstadions nicht verhindern. Dessen sind sich vermutlich auch die Lokalpolitiker bewusst, die sich jetzt einmal mehr der Macht des FC Bayern München entgegengestemmt haben. Zu groß ist die Lobby für den Bundesliga-Primus, zu zahlreich sind alle frustrierten Fans, die nicht oder zu selten an Tickets kommen, zu wichtig für München Akteure wie die Vereinsbosse Karl Hopfner oder Karl-Heinz Rummenigge.

Doch was sollen sie tun, wollen sie ihre Wähler aus Freimann nicht verprellen? Wie wollen sie den genervten Anwohnern noch in die Augen schauen, die seit Eröffnung des Bundesliga-Betriebs unweit der Mülldeponien nahezu jeden Samstagnachmittag und viele Mittwochabende Mühe haben, für ihre eigenen Autos noch Stellplätze zu finden und selbst reservierte Bereiche mitunter von dreisten Fußball-Touristen besetzt vorfinden? Natürlich müssen sich Bezirksausschuss-Mitglieder bei dem im Viertel unbestrittenen Parkplatznotstand an die Seite ihrer Bürger stellen.

Insofern ist es wenig sensibel, wenn Behörden Beschwerdeführer nur kurz abfertigen, obwohl selbst die zuständige Polizeiinspektion wiederholt schon die Klagen als berechtigt angesehen hat. Obwohl die Münchner Verkehrsgesellschaft sich zunächst aus rein verkehrlichen Erwägungen komplett gegen die weitere Fan-Vermehrung gesperrt hat. Und obwohl Kenner der Verhältnisse allenfalls noch über das tatsächliche Ausmaß der Einschränkungen diskutieren.

Das rechte Augenmaß zu finden, wäre allen Beteiligten zu wünschen. Den manchmal allzu sehr eifernden Anwohnern ebenso wie dem Absagen nicht gewohnten Fußballclub und den Behördenmitarbeitern, die ihre Briefe am grünen Tisch verfassen. Denn endloses Wachstum verkraftet der Fußballstandort Freimann nicht - zu dünn ist das Nahverkehrsnetz, das den nördlichsten Teil Freimanns an die Innenstadt anbindet. Diesen Standortnachteil kann nicht einmal der FC Bayern wegdiskutieren - so unwiderstehlich seine Fußballer auf dem Platz auch agieren mögen.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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