Kommentar:Nährboden für Gerüchte

Was hat sie nicht alles angekündigt - die Bahn: Ein Ombudsmann sollte her, ein mobiles Bürgerbüro. Nun kommt außer ein paar Info-Veranstaltungen nichts, um die Bürger in Haidhausen über den Verlauf der Baumaßnahmen für die zweite Stammstrecke gut zu informieren.Ein Infozentrum will sie nicht. Offenbar auch keine gute Kommunikation

Von Johannes Korsche

Um zu verstehen, woher Enttäuschungen kommen, soll es ja gut sein, sich den Anfang einer Geschichte bewusst zu machen. Bei der Diskussion um die zweite Stammstrecke ist das nicht anders. 2011 versprach der damalige bayerische Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) bei der zweiten Münchner S-Bahn-Röhre noch eine "sehr offene und transparente Kommunikationsstrategie", zu der ein durch die Stadt reisendes Bürgerbüro, sogar ein "Ombudsmann" gehören sollten. Dass die Bahn nun in Haidhausen nicht einmal ein dauerhaftes Informationszentrum zum Bau der Stammstrecke errichten will, ist - nicht nur am damaligen Anspruch gemessen - enttäuschend. Gelungene Kommunikation und Information an Ort und Stelle sieht anders aus.

Zwar beteuert die Bahn, dass sich ihre Strategie bewährt habe, doch die geplatzte Bürgerversammlung vor zwei Jahren und Gerichtsprozesse gegen die Stammstrecke sind augenfällige Beweise dafür, dass dem nicht so ist. Auch von einer perfekten Bürgerinformation kann keine Rede sein. Vielmehr herrscht in dem Vierteleine Verunsicherung, die Nährboden für Gerüchte bietet. Zuletzt zeigte sich das, als Bohrungen der Bahn im vergangenen Jahr bei manchem Haidhauser zu dem (falschen) Eindruck führten, die zweite Stammstrecke komme nun doch nicht. Spricht das für gut informierte Münchner? Nein.

Einzelne Veranstaltungen in Haidhausen, wie sie die Bahn nun ankündigt, sind da nicht mehr als gut gemeint. Auch ein professioneller Web-Auftritt erreicht - manchmal schon altersbedingt - längst nicht jeden. Optimal dagegen wäre ein Haidhauser Infozentrum am Orleansplatz mit festen Öffnungszeiten, in dem Bürger unkompliziert ihre Fragen beantwortet bekommen. Aber das passt wohl nicht zu der Kommunikationsstrategie, die sich die Bahn verordnet hat.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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