Kommentar:Näher am Münchner

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Sieben Prozent weniger Gewinn: Bei den meisten Banken würde dies Alarm auslösen. Nicht bei der Stadtsparkasse. Sie hat einen besonderen Auftrag, und um den muss sie sich nun kümmern

Von Pia Ratzesberger

Die Banker klagen derzeit ja ziemlich laut. Sie könnten überhaupt nichts mehr verdienen bei den niedrigen Zinsen, ihr altbewährtes Geschäftsmodell funktioniere nicht mehr, wo solle das denn alles nur enden, um Gottes Willen. Der neue Geschäftsbericht der Münchner Stadtsparkasse zeigt nun: Die Banker lamentieren zu Recht, die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank macht es ihnen selbstverständlich schwerer, Geld zu verdienen. Schmale Zinsen schmälern die Gewinne, auch bei der Sparkasse. Die Bank hat im vergangenen Jahr 40,7 Millionen eingenommen, etwa sieben Prozent weniger als zuvor. Das ist schade. Aber eigentlich auch gar nicht so schlimm.

Hätte eine der deutschen Großbanken bekanntgegeben, dass ihr Gewinn um etwa sieben Prozent geringer liegt, die Aktionäre würden erschaudern und um ihre Dividende bangen. Die Stadtsparkasse aber ist kein börsennotiertes Unternehmen, sie hat nicht wie fast jede andere Bank den Auftrag, allein ihren Gewinn zu mehren - sondern sie hat eben auch für die Münchner und ihr Geld zu sorgen.

Deshalb sollte sie diese nun gut beraten. Denn immer mehr fragen sich, was sie mit ihrem Vermögen überhaupt noch anfangen sollen, wenn es doch gar nichts mehr bringt, Geld zu sparen, wie sie es über Jahrzehnte gewohnt waren. Diese Unsicherheit lässt manchen wagemutiger werden, immer mehr sehen sich derzeit an der Börse um, kaufen Aktien, legen in Fonds an. Bei der Stadtsparkasse ist der Handel mit Wertpapieren im vergangenen Jahr um 30 Prozent gestiegen. Es gibt also keine bessere Gelegenheit, den Kunden zu zeigen, was eine Filialbank kann. Die Stadtsparkasse muss beweisen, dass es sich noch lohnt, eine ihrer 78 Niederlassungen zu betreten, einem ihrer Bankberater zu vertrauen. Die Nähe zu den Münchnern ist der große Vorteil gegenüber den Direktbanken, die mit kostenlosen Girokonten Kunden umgarnen. Weniger Gewinn ist nicht so schlimm, solange die Sparkasse die Münchner für sich gewinnt.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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