Kommentar:Leben mit der Mini-Lösung

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Nur eine Umgehung hinter den Garagen an der Röntgenstraße in Martinsried ist wirklich sinnvoll. Aber der Zug ist abgefahren

Von Rainer Rutz

So ändern sich die Zeiten: Vor zehn oder auch 20 Jahren war das Thema "Umgehungsstraße für Martinsried durch eine Staatsstraße 2063 neu" im Ort selbst ausgesprochen negativ besetzt. Vor allem die Bürgerinitiativen befürchteten noch mehr Verkehr, auch von den Autobahnen Stuttgart, Lindau und Garmisch, der die Abkürzung durch Martinsried suchen könnte. Nach Jahrzehnten zäher Verhandlungen zwischen der unentschlossenen Kommune und dem Straßenbauamt gaben die staatlichen Baubehörden auf und überließen die weitere Planung der Gemeinde Planegg. Das Ergebnis ist die sogenannte Sillat-Trasse und die nicht minder umstrittene Gewerbe-Trasse, die nun als Umgehung light verwirklicht werden sollen.

Heute aber, wie es auch bei der Informationsveranstaltung deutlich wurde, werden brauchbarere Alternativen gefordert, wird sogar die zu Grabe getragene und bereits weitgehend raumgeordnete Pfeiffer-Trasse wiederbelebt. Ganz offensichtlich ist es so, dass die Martinsrieder, vor allem die vielen Neubürger vom nahe gelegenen Campus, sich vom Verkehr überrollt fühlen und kein Verständnis dafür aufbringen, dass nach 40 Jahren Diskussion der Bau einer funktionsfähigen Umgehungsstraße nicht voran kommt.

Tatsächlich ist nur eine Umgehung hinter den Garagen an der Röntgenstraße wirklich sinnvoll. Aber der Zug ist abgefahren. Die Bewohner der Campus-Kommune müssen der Wirklichkeit ins Auge blicken. Und die heißt nun eben: Sillat- und Gewerbe-Trasse. Mehr ist nicht mehr drin. Wichtig ist die Abstimmung mit dem Nachbarn Gräfelfing: Denn wenn der einen neuen Autobahnanschluss erhält und den Neurieder Weg ausbaut, ist der Schleichweg durch Martinsried perfekt. Und das will niemand. Der Bau einer Staatsstraße 2063 neu war einst der richtige Ansatz. Heute, nachdem sich der Staat zurückgezogen hat, wird es nur noch Mini-Lösungen geben. Damit werden die Martinsrieder leben müssen.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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