Kommentar:Kleinmut ist das falsche Rezept

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Nur wenn sich die Stadt als starker Partner erweist, kann die Aufwertung der Museumsmeile glücken

Von Stefan Mühleisen

Schon seit Jahrzehnten erträumt sich die Stadtpolitik, das Kunstareal könnte ein ähnlich kompaktes Marken-Juwel wie das Museumsquartier in Wien oder die Museumsinsel in Berlin werden. Allein, es blieb bei Luftschlössern. Es wird gezaudert und gezögert, schon kleine Trippelschritte auf dem Weg zu einer stadträumlichen Aufwertung werden zerredet, wie das Gezerre um die Aufhebung der Einbahnregelung in Teilen der Gabelsberger-, Theresien- und Türkenstraße - die "Alternative 5" - nun wieder zeigt. Die Stadträte müssen ihren Kleinmut endlich aufgeben. Nötig sind beherzte oder sogar kühne Entscheidungen, die das Konglomerat weltberühmter Museen endlich zu einer Visitenkarte Münchens ausbauen.

Die Umsetzung der "Alternative 5" dürfte dafür ein kleiner, aber ein wichtiger erster Schritt sein. Die mehrspurigen Straßen riegeln die exquisiten Sammlungen nach allen Richtungen ab - vor allem zur Innenstadt hin. Eine neue Verkehrsführung kann die Anbindung und die Orientierung verbessern - und den dringenden Wunsch der Anwohner nach Verkehrsentlastung erfüllen. Doch ist das nur der Anfang. Der Stadtpolitik muss es ein Anliegen sein, das 66 Hektar große Gebiet von einem zergliederten zu einem konsistenten Stadtraum weiterzuentwickeln.

Mutige Entwürfe, welche die Schneisenwirkung am Altstadtring zwischen Innenstadt und Kunstareal beseitigen, schlummern seit Jahren in den Schubladen der Stadtverwaltung. Dort liegen zum Beispiel auch die Vorschläge, einen Abschnitt der Arcisstraße zum Fußgänger-Boulevard zu machen, oder auch einen zentralen Ticketverkauf zu etablieren. Allein, es dürfte nicht einfach sein, die vielen staatlichen und städtischen Museumsinstitutionen unter einen Hut zu bringen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Stadt ihnen ein Partner ist, der tatkräftig die große Richtung vorgibt - und keiner, der nicht einmal die Auflösung einiger Einbahnstraßen auf die Reihe bekommt.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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