Kommentar:Kleiner Eingriff, große Wirkung

Lesezeit: 1 min

Es ist richtig, dass die Stadt mit der Verkehrsberuhigung ernst macht und auf die Schnelle die Durchfahrt am Schererplatz schließt. Nun ist es aber wichtig, dass die Bürger in Ruhe mitreden können, wenn es um die Verschönerung ihres Quartiers geht

Von Thomas Kronewiter

Unverhofft kommt oft. Das dürften sich Pasinger Autofahrer südlich der Landsberger und östlich der Planegger Straße denken, die es bisher gewohnt sind, im Umfeld der Grundschule am Schererplatz oder an der Kirche Maria Schutz direkt vorzufahren oder diese Straßen gar als Schleichwege zu nutzen. Denn von diesem Donnerstag an bekommen die Bodenstedtstraße und der nördliche Schererplatz mehrere Stöpsel. Durchfahrt in einem Teilbereich ist dann nicht mehr möglich.

Was für den einen eine Unbequemlichkeit oder einen Umweg darstellen dürfte, dient dem anderen der Sicherheit und der Verkehrsberuhigung. Dennoch gehören Stöpsel schon immer zu den umstrittensten Eingriffen ins Verkehrsgeschehen, ganz gleich ob sie schon gesetzt worden oder nur im Gespräch sind - wie etwa Anlieger der Rockefellerstraße im Harthof ebenso bestätigen können wie Radfahrer, die seit einiger Zeit den Marienplatz umkurven sollen statt quer drüber zu brettern.

Von diesen Beispielen im Norden und im Stadtzentrum unterscheiden sich die Bodenstedtstraße und der Schererplatz im Herzen Pasings dadurch, dass keine große Achse über diese Quartiersstraßen führt, dass aber die Zahl der Profiteure angesichts der anliegenden Schule und der benachbarten Kirche enorm groß ist. Anders gesagt: Es sind gerade die Pasinger, die von diesem Verkehrsberuhigungs- und Verschönerungsversuch am meisten haben.

Man kann dem Versuch der Stadtplaner also nur wünschen, dass auch eilige und bequeme Autofahrer dem Experiment zunächst einmal eine Chance geben, ohne gleich massenhaft Beschwerdebriefe an die Verwaltung zu schreiben und scharenweise in der Sitzung des Bezirksausschusses das Wort zu ergreifen. Umgekehrt muss es den planenden Behörden ebenso ernst sein mit der Ankündigung, die in Aussicht genommene Verschönerung des Quartiers mit den betroffenen Bürgern zusammen zu entwickeln - und nicht am Tag X fertige Skizzen an die Wand zu werfen.

Da wäre dann aber ein wenig mehr zeitlicher Vorlauf zu wünschen als die knapp 48 Stunden zwischen der Ankündigung der Sperrung und dem Setzen der Poller. Damit dann die Einladung zu einem Workshop, einem Infoabend oder zum Lokaltermin nicht vollkommen unverhofft kommt.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: