Kommentar:Kein Platz für junge Leute

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Sie sind Pioniere des Planens mit Bürgerbeteiligung: die Gartenexperten des Baureferats. In der sich nachverdichtenden Au sollten sie dennoch vor Schaufensteranträgen aus dem Viertel auf der Hut sein

Von Thomas Kronewiter

Sie gehören zu den Pionieren des Planens mit Bürgerbeteiligung in der Stadt: Die Experten aus der Gartenbauabteilung des Baureferats bemühen sich schon seit vielen Jahren in zum Teil aufwendigen Workshops und Verfahren darum, lokale Ortskenntnis und die Wünsche der jeweiligen Zielgruppe in Erfahrung zu bringen. Ob in allen Fällen das erhoffte Ergebnis herausgekommen ist, mag dahingestellt bleiben, jedoch ist es zweifelsohne eine gute Nachricht, von der geplanten Aufwertung eines Parks, einer kleinen Grünanlage oder eines Spielplatzes zu hören.

Das ist im Falle des kleinen, aber in der dicht besiedelten Au sehr wichtigen Kroneparks nicht anders. Dass ein großes Wohnbauvorhaben den Anlass für die Aufwertung bietet, dass die Behörde einem Wunsch aus dem Viertel entspricht - all das ist positiv zu sehen. Nur haben die Planer in diesem Fall sehr deutlich gesagt, dass die Ideensammlung auch dazu dienen soll, nicht bloß die Schaukel für Drei- bis Sechsjährige und einen Sandkasten zu etablieren, sondern auch jungen Leuten einen attraktiven Treffpunkt anzubieten.

Wenn nun Klagen anheben, dass der private Bauträger allzu billig davonkommt, wenn er lediglich ein paar wohnortnahe Kleinkindspielplätze errichten muss, ist dies zwiespältig zu betrachten. Denn natürlich hat sich das Prinzip gerade in München bewährt, dass Bedarf an sozialer Infrastruktur, den ein Bauprojekt auslöst, durch dessen Bauherren auch zu befriedigen ist. Doch gerade bei Jugendlichen stößt das in der Realität an Grenzen: Nicht nur, dass Kinder oberhalb des Grundschul-Alters gezielt weitere Wege zur Erkundung ihres Lebensumfelds wählen. Sie spielen auch nicht leise im Sand, sondern suchen abgelegene Plätze, wo sie auch einmal Krach machen und der sozialen Kontrolle entziehen können.

Wenn also aus dem Viertel Kritik an den Planungszielen kommt, besteht jetzt die Chance, sie zielgerichtet einzuspeisen. Das gilt etwa für das Parkpflegewerk. Was aber die Forderung nach einer Lösung für junge Leute innerhalb des Neubauviertels angeht, drängt sich der Verdacht auf, es werde Stimmung mit einem Schaufensterantrag gemacht.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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