Kommentar:Jogging im Treppenhaus

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So erfreulich die beschlossene Sanierung der Turnhallen ist: Die Stadtverwaltung steht jetzt auch in der Pflicht, schleunigst ein kluges Sport-Konzept zu entwickeln

Von Stefan Mühleisen

Das erste Schulbauprogramm ist zwar um 50 Millionen Euro abgespeckt, aber eine wichtige Komponente wurde gottlob nicht gestrichen: der Neubau und die Sanierung von Schulturnhallen. Das ist sehr erfreulich, doch steht das Schulreferat nun auch in der Pflicht, schleunigst ein kluges Sport-Konzept zu entwickeln. Zweifel sind angebracht, dass die Behörde einen entsprechenden Plan schon bereit hält.

Manche Schulen müssen ziemliche Verrenkungen machen, wenn ihre Halle wegen Sanierungsarbeiten dicht gemacht wird. Zum Beispiel die Schwindschule in der Maxvorstadt: Dort ist das Dach baufällig, die Halle ist gesperrt. Die Kinder machen jetzt Yoga im Klassenzimmer oder Joggen im Treppenhaus. Geräteturnen ist nur wenigen Klassen möglich, denn das Schulreferat konnte nur eine kleine Hallenkapazität an einer Nachbarschule organisieren. So achtbar es ist, dass die Stadt die Sporterziehung in die Schulbauoffensive integriert, so wird durch solche Fälle deutlich, dass es noch nicht einmal für manchen Notfall tragfähige Überbrückungslösungen gibt. Yoga im Klassenzimmer mag eine pfiffige Idee sein - es darf den klassischen Sportunterricht aber nicht ersetzen. Dabei war noch nicht einmal die Rede von den Breitensportvereinen, die bei Hallenschließungen viele ihrer Angebote notgedrungen stornieren. Schon jetzt müssen sie regelrecht um Hallenkapazitäten buhlen.

In den nächsten Jahren werden an Dutzenden Schulen Bauarbeiter anrücken und die Turnhallen verriegeln. Das Schulreferat hat die Verpflichtung den Familien, den Schulleitungen und den Vereinen gegenüber, ein umsichtiges Konzept zu entwickeln, eine Art Generalplan für Ausweichstandorte und Hallenkapazitäten. Denn klar ist: Die Sporterziehung darf nicht zum Erliegen kommen. Sollte dies passieren, kann sich die Behörde schon jetzt auf eine Menge Beschwerden einstellen. Die Eltern von Jugendlichen in Realschule und Gymnasium werden für Jogging-Stunden im Treppenhaus kaum Verständnis zeigen.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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