Kommentar:Gelungene neue Mischung

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Mehr Geld, höhere Ansprüche: Die Macher des Filmfestes standen in diesem Jahr unter einem besonderen Druck. Auf diesen haben sie klug reagiert

Von Bernhard Blöchl

An diesem Samstag geht das Filmfest zu Ende. Die 37. Ausgabe, das kann man jetzt schon sagen, war eine ganz besondere. Eine des sachten Wandels und der kühlen Köpfe in der Hitze der Stadt. Seit einem Jahr liegt ja eine fiebrige Nervosität über dem nach der Berlinale wichtigsten Filmfestival in Deutschland. Ausschlaggebend dafür war Ministerpräsident Markus Söder, der 2018 mehr staatliche Förderung versprochen hatte und seitdem nicht aufhört, vom Glanz des weltberühmten Festivals in Cannes und Irgendwas-mit-Games-und-Youtube zu träumen.

Nun ist es an der Zeit, dem in der Konstellation aus Direktorin und künstlerischem Leiter neuen Führungsduo Diana Iljine und Christoph Gröner auf die Schultern zu klopfen. Sie haben ihr Festival mit dem Rekordbudget von rund sechs Millionen Euro (inklusive Sponsorengelder und Erlöse) leicht verändert, ohne die Seele des Publikums-Events (Filme und Begegnungen für alle) zu verkaufen. Sie haben einen neuen, mit 100 000 Euro sehr hoch dotierten Preis für internationale Co-Produktionen integriert, eine klug kuratierte Ausstellung mit Virtual-Reality-Projekten ermöglicht und vor allem: Sie haben sich nicht verrückt machen lassen von Politikern, Neidern und Nörglern.

Unter großem Druck hat das Münchner Duo eine tolle Mischung aus Stars, Filmkunst, Visionärem und Parität hinbekommen (mehr weibliche Juroren, viele starke Filme von Regisseurinnen). All das, ohne die maximale bayerische Budgeterhöhung in Höhe von drei Millionen Euro zu erreichen (lediglich 1,6 Millionen mehr wurden abgerufen). Das Filmfest hat sich weiter in der Stadt ausgebreitet, hat Clubs und den Kulturstrand mit einbezogen. Und ja, es ist auf einem guten Weg in die Zukunft. Dieser Weg führt weder nach Cannes noch nach Berlin, sondern ganz konkret vom Gasteig weg in die Innenstadt. Auch beim Suchen und Finden eines neuen, vielleicht königlichen Festivalzentrums, ist nun die Stadt gefragt.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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