Kommentar:Einflüsse von außen tun gut

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Das Konzept einer Internationalen Bauausstellung mag auf Anhieb etwas luftig klingen. Und doch würde es München und das Umland weiterbringen. Deshalb müssen sich möglichst viele Kommunen beteiligen

Von Sebastian Krass

Die zweite Stammstrecke wird jetzt gebaut, endlich. Viele weitere Großprojekte hängen noch in der Luft: Neubau einer U-Bahn in der Münchner Innenstadt, Verlängerung von U-Bahn-Linien, auch über die Stadtgrenze hinaus, Ausbau der S8-Strecke Richtung Flughafen, um nur ein paar zu nennen. Es wird noch viel diskutiert werden über den Sinn dieser Projekte und die horrenden Kosten dafür, zwischen Stadt, Umland, Freistaat und Bund.

Umso charmanter ist da die Idee einer Internationalen Bauausstellung (IBA) für den Großraum München, die sich des Themas Mobilität annimmt. Das Konzept einer IBA mag auf Anhieb etwas luftig klingen, wenn man vom "prozesshaften Charakter" über zehn Jahre liest und dass die Metropolregion zum "Reallabor" werden soll. Auch dass für eine IBA kein Verfahren mit Bewerbung und Vergabe existiert, wirkt zunächst ungewohnt. Tatsächlich aber ist die IBA eine Riesenchance. Das Konzept setzt, wie die Stadt München schreibt, "meist da an, wo die herkömmlichen Werkzeuge der Stadtentwicklung nicht mehr ausreichen". Das trifft für den Großraum und die Mobilität absolut zu. Zum Wesen der IBA gehört auch, dass man experimentiert, dass man Spielräume zwischen bestehenden Regeln und Planungsabläufen sucht. Das würde die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Umlandgemeinden beleben und bestenfalls insgesamt unter neue Vorzeichen stellen.

Auch die Einflüsse von außen, die mit einer IBA einhergehen, täten dem Großraum gut. Bisher ist es oft so, dass eine Delegation nach Kopenhagen oder Zürich reist und angeregt bis erleuchtet zurückkommt - und dass es dabei auch bleibt. Mit einer klug und entschieden initiierten IBA würde die Metropolregion ein Signal nach innen wie nach außen senden, dass man von anderen lernen will. Und sie wäre eine hilfreiche Selbstverpflichtung, dass tatsächlich etwas vorangeht, unabhängig von lähmenden Infrastrukturdebatten. Dass dabei mal ein Experiment scheitern kann: geschenkt.

Die bisher von der Stadt München vorangetriebene IBA sollte im Umland nicht wie eine abgehobene Spinnerei oder gar ein Ablenkungsmanöver der Großkopferten aufgenommen werden. Je mehr Kommunen sich mit Überzeugung und Entdeckergeist beteiligen, desto größer wird der Gewinn für die geplagten Bürger.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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