Kommentar:Eine Ausgabe, die sich lohnt

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Die Stadt ist gut beraten, die sinnvolle Arbeit der Regsam-Moderatoren angemessen zu honorieren - des sozialen Friedens zuliebe

Von Thomas Kronewiter

Die Geschäfte laufen rund in der Isar-Metropole, die Arbeitgeber stellen ein, der Zuzug ist hoch, die Wohnungen sind knapp. Vielen Münchnern geht es blendend, sie fühlen sich wohl mit dem kulturellen Leben sowie den Freizeitmöglichkeiten, die das Alpenvorland so bietet. Aber es gibt auch die anderen Münchner.

Realität sind auch die Menschen in Notlagen, die Nachbarschaften in Schieflagen, Viertel, in denen Armut überdurchschnittlich ausgeprägt ist, Haushalte, die alleine nicht zurecht kommen. Auch das ist München. Die gleichwohl reiche Stadt hat sich deshalb vor vielen Jahren ein Konzept ausgedacht, wie die Sozialarbeiter in den Vierteln sinnvoll unterstützt werden können. Eher zaghaft begannen damals Moderatoren in einem Pilotprojekt, zunächst mit halben Stellen ausgestattet, die Betreuer in den Stadtbezirken an runden Tischen zu versammeln, den Expertenaustausch zu forcieren, Expertise zu bündeln.

Diese Netzwerkarbeit fest zu verankern, war ein Kraftakt im Jahr 2004, der in der Gründung eines eigenen Regsam-Trägervereins mündete. Seither leistet das viel gelobte Team, das die Regionalisierung sozialer Arbeit vorantreibt und hauptsächlich von städtischen Zuschüssen lebt, wichtige Multiplikatoren-Arbeit und das eher im Stillen. Ein Erfolgsmodell, mit dem sich schon der frühere Sozialreferent Friedrich Graffe gerne schmückte.

Nun aber wird der Rahmen nachvollziehbar zu eng für die bestens vernetzten Moderatoren. Brennpunkt-Quartiere sollen sie betreuen neben dem Alltagsgeschäft in den 25 Stadtbezirken, Treffpunkte sollen sie ins Leben rufen, Beratungsarbeit leisten, den Flüchtlingszustrom integrieren. Allein die letztgenannte Aufgabe ist eine Herkules-Arbeit, die stadtauf, stadtab ohne immensen ehrenamtlichen Aufwand nicht zu lösen ist.

Dass ein Euro, den eine Kommune auszugeben gewillt ist, ehrenamtliche Arbeit für den mehrfachen Wert zu generieren vermag, ist eine bekannte Tatsache. Insofern ist die Forderung der Netzwerker nicht so einfach vom Tisch zu wischen. Vielleicht müssen es ja nicht die gesamten 300 000 Euro sein, die Regsam für die Zukunft zusätzlich fordert. Aber mehr als ein paar Tausend Euro für mehr Sachmittel und die Aufstockung der Geschäftsführerstelle wären bei den anstehenden Aufgaben schon bedenkenswert. Die Ausgabe dürfte sich jedenfalls rentieren, selbst bei streng ökonomischer Betrachtung.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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