Kommentar:Eile mit Weile

Auf dem Viehhof-Gelände hat das Geschacher begonnen. Opfer könnte das Volkstheater-Projekt werden

Von Birgit Lotze

Es wird noch ein weites Stück Weg zu gehen sein, bis das Volkstheater zum Viehhof-Theater wird. Das Geschacher um jeden Quadratmeter auf dem Viehhof-Areal hat begonnen. Die Stadt ist mit einer Anfrage an die Lokalbaukommission vorgeprescht. Zwar versucht sie lediglich, die Grenzen für einen Theaterneubau herausfinden. Doch im Viertel kommt die Anfrage schlecht an. Bürger fühlen sich überrannt, Geschäftsleute befürchten, heimatlos zu werden, der Bezirksausschuss hat den Eindruck, die Stadt will identitätsstiftende Ecken im Viertel zerstören und die Sahnestückchen dem Theater opfern.

Dabei hatte sich alles entspannt angelassen. Mit Workshops und Entwürfen von 60 Studenten wurden in der Isarvorstadt die Veränderungen auf dem Viehhof-Areal vorbereitet. Schon vor zwei Jahren hat der Bezirksausschuss eine Gesamtplanung gefordert. Vom Referat allerdings kam nie eine Antwort. Jetzt drängt die Stadt plötzlich auf eine Eilentscheidung. Viel Geld koste es, wenn nicht in diesem Jahr ein Konzept für das Volkstheater beschlussreif auf dem Tisch liege, heißt es im Kulturreferat. Für ein Gesamtkonzept für das Viehhof-Areal sei jetzt keine Zeit mehr.

Ohne eine Gesamtplanung droht dem Viehhof, einer der wenigen ungebändigten Orte der Stadt, genau das, was anderenorts zu sehen ist: Beton hier, Beton dort. Alles lückenlos schön aufgeräumt. Wenn es so wichtig ist, dass das Volkstheater bis 2020 die Brienner Straße verlässt, sollte man nochmals Alternativen ausloten. Dass in Zelten gutes Theater möglich ist, hat man in München schon bewiesen. Das könnte für das Volkstheater eine kurzfristige Lösung sein - auch auf dem Viehhofgelände.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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